Hubert Gaisbauer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer über John Henry Newman

"Aus Schatten und Bildern". Gedanken von einem und über einen wenig bekannten Heiligen der katholischen Kirche präsentiert der Publizist Hubert Gaisbauer

Im Frühling des Jahres 1833 befand sich ein junger anglikanischer Geistlicher auf einer Studienreise durch Italien. Auf Sizilien steckte er sich mit einem heftigen Fieber an - drei Wochen lang fühlte er sich zum Sterben. Am Höhepunkt des Fiebers sagte er plötzlich: "Ich werde nicht sterben." Und wiederholte: "Ich werde nicht sterben, denn ich habe nicht gegen das Licht gesündigt; ich habe nicht gegen das Licht gesündigt."

Nie konnte er sich später diese Worte erklären. Als er wieder einigermaßen auf den Beinen war, wollte er so schnell wie möglich zurück nach England. Auf einem Orangenfrachter, während einer Woche Windstille, schrieb er Gedichte. Im bekanntesten - "Lead kindly light" - spricht er zu dem Licht, zu seinem Licht:

"Führ mich, Du mildes Licht, inmitten Finsternis, führ Du mich an!
Schwarz ist die Nacht, und mein Daheim ist fern: führ Du mich an!"

Der Name des jungen Geistlichen ist John Henry Newman. Geboren 1801, gestorben 1890, von der römisch-katholischen Kirche vor einem Jahr heiliggesprochen. Als fünfzehnjähriger Schüler hatte er die erste religiöse Schlüsselerfahrung seines Lebens, plötzlich war ihm klar, dass "zwei und nur zwei Wesen sind, die absolut und von einleuchtender Selbstverständlichkeit sind: ich selbst und mein Schöpfer". Gott und die Seele. Alle Entscheidungen seines Lebens fällte er von nun an im Blick auf das "Licht" Gottes, dem er folgen will wie Israel der Wolkensäule in der Wüste.

"Warum ich an Gott glaube?", schreibt er ,,Weil ich an mich selber glaube, denn es scheint mir unmöglich, an mein eigenes Dasein zu glauben, ohne zugleich an die Existenz dessen zu glauben, welcher als ein persönliches Wesen in meinem Gewissen lebt." Nach seinem Übertritt von der anglikanischen zur katholischen Kirche kommt es zu Anfeindungen von beiden Seiten: Den Katholiken ist er zu liberal und den Anglikanern der vom Glauben Abgefallene. Doch Newman weiß: "Gott führt uns oft seltsame Wege und fremde Wege . In seiner Gegenwart oder in seiner Verborgenheit - Er ist der Gott meines Herzens."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Sonate für Klavier und Violine Nr.4 in a-moll op.23
* Allegro molto - 3.Satz (00:05:57)
Violinsonate
Solist/Solistin: Anne Sophie Mutter /Violine
Solist/Solistin: Lambert Orkis /Klavier
Länge: 05:57 min
Label: DG 4576192 (4 CD)

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