Hubert Gaisbauer über John Henry Newman

9. Dezember 2020, 06:56

Als John Henry Newman vor zehn Jahren in Birmingham seliggesprochen wurde, hat man in Pappbechern coffee to go angeboten, darauf das Porträt des seligen Kardinals und der Spruch: "Lerne, im Leben deinen Teil zu tun und überlasse den Rest dem Himmel."

Das erinnert an eine Begebenheit, die sich auf einem Bahnhof zugetragen haben soll. Als Newman hilflos mit seinem Gepäck hantierte, wurde er von einem Gepäckträger angefahren: "Lassen Sie das, das ist meine Sache, kümmern Sie sich um Ihre." Dem Kardinal war dies angeblich ein Hinweis darauf, dass man Gott ruhig anvertrauen darf, was wir mühsam durch unser Leben schleppen. Er folgert daraus: "Lerne, deinen Teil zu tun und überlasse den Rest dem Himmel."

Mit zunehmenden Jahren suchten ihn immer wieder Resignation und Niedergeschlagenheit heim. Misserfolge und die - wie er meinte - armselige Bilanz seines Lebens ziehen an ihm vorüber. "O mein Gott", betet er, "befreie mich von dieser schrecklichen Verzagtheit, denn sie ist die Wurzel aller meiner Übel."

Mit 70 gelangt er dann zu der Einsicht: "Wozu gräme ich mich denn ständig, was geht mich das an - Gott wird sorgen - er weiß, was das Beste ist, für mich - und auch für die Kirche. Der 130. Psalm passt jetzt für mich, wenn es heißt: ich gebe mich nicht mehr ab mit großen Dingen, die ich eigentlich nicht mehr verstehe. Ich will meine Seele zur Ruhe bringen, wie eine Mutter ihr Kind stillt. Ja, wie ein gestilltes Kind, so soll meine Seele ruhig werden."

Eine Enttäuschung war zum Beispiel die bischöfliche Zurechtweisung, nachdem er einen Artikel veröffentlicht hatte, in dem er die stärkere Einbeziehung der Laien fordert. Im Vatikan galt er fortan wörtlich als der "gefährlichste Mann in der Kirche von England". Da entringt sich seiner Brust ein Seufzer: "Ach wäre es doch wie früher, als Gott mich beschirmte, als er seine Lampe über meinem Haupt hielt und ich in seinem Licht den Weg fand in mancher Finsternis - wie in Jugendtagen, als Gott im Zelt bei mir wohnte."

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Gestaltung

• Alexandra Mantler