Hubert Gaisbauer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer über John Henry Newman

"Aus Schatten und Bildern". Gedanken von einem und über einen wenig bekannten Heiligen der katholischen Kirche präsentiert der Publizist Hubert Gaisbauer

John Henry Newmans Leben währte 89 Jahre und teilt sich in zwei Hälften: die erste in der anglikanischen Kirche, die zweite in der katholischen Kirche. Der in beiden Hälften gleichbleibende Grundzug seiner Persönlichkeit war die unbedingte Entschlossenheit, dem inneren göttlichen Licht, seinem Gewissen, zu folgen.

Das Gewissen ist das "Licht" in einem an Wandlungen, Brüchen und Irrungen reichen Leben. "In einer höheren Welt ist es vielleicht anders, aber hier unten heißt Leben sich verändern, und vollkommen sein heißt: sich oft gewandelt zu haben." Im Gedicht "Lead kindly light" heißt es in der letzten Strophe:

"du wirst mich weiter führen / bis die Nacht vergeht / und mir im Morgenlicht zulächeln jene Engel, die ich seit je geliebt / und nur vergessen hab' für kurze Zeit.

Das Gewissen ist der Statthalter Christi in jedem Menschen, schreibt Newman, während auf dem 1.Vatikanischen Konzil das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes verkündet wurde. Berühmt und vielzitiert ist sein Bonmot in dem Brief an den Herzog von Norfolk: "Wenn ich (. . .) einen Trinkspruch auf die Religion ausbringen müsste, dann würde ich auf den Papst trinken. Aber zuerst auf das Gewissen. Dann erst auf den Papst." Für Newman ist die unüberhörbare Stimme des Gewissens der beste Gottesbeweis, der ihm einleuchtend ist im schönsten Wortsinn.

"Denn das Gewissen ist das schöpferische Prinzip der Religion. In der Welt wird an Stelle des Gewissens die Vernunft gesetzt, welche nicht nach Wahrheit, sondern nach Vorteil fragt.Das Gewissen ist mehr als der Mensch selber." Das haben - zum Beispiel - die Geschwister Scholl bei ihrer Lektüre der Schriften von John Henry Newman gelernt. Man kann das Gewissen zwar zum Schweigen bringen, man kann sich ihm verweigern, aber man kann es nicht auslöschen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Sonate für Klavier und Violine Nr.4 in a-moll op.23
* Andante scherzoso piu Allegretto - 2.Satz (00:08:45)
Violinsonate
Solist/Solistin: Anne Sophie Mutter /Violine
Solist/Solistin: Lambert Orkis /Klavier
Länge: 08:45 min
Label: DG 4576192 (4 CD)

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