Hoffnungsgeschichten von Cornelius Obonya

19. Dezember 2020, 06:56

"Ich bin froh über dieses neue Leben", sagt eine starke Frau - ihre sechs Kinder, mit denen sie aus Afghanistan geflohen ist, zieht sie alleine groß. Sie ist eine optimistische Frau, hier in Österreich, so sagt sie, kann sie alles schaffen.

Sie stammt aus einem kleinen Dorf. Sie konnte keine Schule besuchen und hat so nie Lesen und Schreiben gelernt. Mit 17 wurde sie verheiratet und lebte fortan mit der Familie ihres Mannes. Das war und ist üblich, ja - manche Mädchen werden sogar schon mit acht oder neun Jahren verheiratet. Der Alltag war hart, die Taliban machten das Leben - vor allem für Frauen und Mädchen - extrem schwer. "Wir konnten nichts tun, alles war uns verboten. Und wer sich nicht an die strengen Verbote hielt, wurde von den Taliban schrecklich bestraft."

Schließlich hat die ganze Familie beschlossen, zu fliehen. Das älteste Kind war 12, das jüngste zwei Jahre und sechs Monate. Die Frau wurde auf der Flucht von ihrem Mann getrennt - sie hat die gefährliche Reise mit ihren Kindern allein gemeistert. Bei uns angekommen, erfuhr sie, dass ihr Mann nach Afghanistan zurückgeschickt worden war. Später wurde sie vor Gericht von einer Beraterin der Rechtsberatung des Diakonie Flüchtlingsdienstes begleitet. Sie konnte vorab alle Fragen klären und war so gut vorbereitet und ohne Angst.

Das erscheint mir wichtig. Ohne Angst sein dürfen. Angst ist ein schlechter Begleiter. Auch vor Gericht, bei Behörden. Wir können raunzen, wenn was schiefgeht, Flüchtende können das meistens nicht. In welcher Sprache denn? Deshalb tut unabhängige Begleitung Not. Nach den Gesetzen unseres Landes. Hätten wir doch auch manchmal gern. Begleitet zu sein von der Freundin, vom Papa. "Der kann so gut reden". Oder eben vom Anwalt. Ich glaube, das sollten wir allen Menschen zugestehen, die hier leben. In diesem schönen Land.

Service

Bund übernimmt Flüchtlingsberatung: Praxis 2.12.2020
Diakonie Flüchtlingsdienst

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler