Inge Maux über die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr

2. Jänner 2021, 06:56

Ein neues Jahr ist angebrochen. Da wird man sich ja wohl etwas wünschen dürfen - nach all dem, was da hinter uns liegt. So wie Hans Christian Andersen das formuliert in seinen

Neujahrswünschen mir selber für das ganze Leben
Ach, hätt ich nur - das klingt zwar toll,
Wen kann es aber stören? -
Von Gold zwölf ganze Tonnen voll,
Die mir allein gehören.

Ein Keller mit dem besten Wein
Und immer volle Fässer,
Nie wieder Griechisch und Latein,
Dann ginge es mir besser.

Am liebsten wär ein Mädchen mir,
Um das ich könnte werben,
Es wäre doch ein Unglück schier,
Als Junggesell zu sterben!

Neun echte Freunde - nein, nur drei,
Neun sind denn doch zu viele!
Und eine Zukunft, sorgenfrei,
Ein Dichterkranz am Ziele.

Und immer Einigkeit mit Gott
Und allen Rezensenten
Und holt am Ende mich der Tod,
Will ich im Himmel enden.

Ja, wenn es immer nach dem eigenen Willen ginge. Aber wer weiß. Joachim Ringelnatz antwortet jedenfalls auf die Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?

Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich
Die ersten Nächte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.

Dann - hoffentlich - aber laut lachen
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das neue Jahr göttlich selber zu machen.

Service

Andersen, Hans Christian: Neujahrswünsche mir selber für das ganze Leben, aus: H.C.A. Fußreise von Holmens Kanal (Deutsch von Gisela Perlet), Manesse Verlag Zürich 2005
Joachim Ringelnatz in "Prosit Neujahr! Silvestergedichte", Manesse Bücherei

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler