Mann steht vor einer Fliesenwand von Sarah Morris

AP/MARTIN MEISSNER

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Arnulf Rainer, Sarah Morris, Gelatin (2). Gestaltung: Christine Scheucher, Thomas Mießgang

Sarah Morris - Malerin des Luxus und der Moden
Wenn es eine zeitgenössische Künstlerin gibt, die sich mit catwalkartiger Eleganz auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten bewegen kann, und dabei en passant das Erbe von Jeff Koons angetreten hat, dann die in New York lebende Sarah Morris. Die 1967 in Großbritannien geborene Malerin und Filmemacherin wurde Anfang der 1990er Jahre mit gleissend-monochromen Tafeln bekannt, die wie Billboards einzelne Worte tragen - zeichenhafte Reduzierungen wie "Girls" oder "Johnny".

Zur Reife und zum Erfolg fand ihre Kunst, als sie begann, Großformate in geometrischen Rasterformen herzustellen. Was auf den ersten Blick wie eine zeitgenössische Variante der Gestaltungsprinzipien von Piet Mondrian oder der Farbfeldmaler wirkt, ist in Wahrheit Resultat eines aufwendigen Rechercheprozesses. Sarah Morris sieht ihre Arbeiten nicht als Abstraktionen, sondern als schimmernde und verdichtete Apotheosen der Großstadt. Bevor sie die künstlerische Arbeit mit hochglänzenden Pop-Farben aus Haushaltslack beginnt, durchstreift sie Metropolen wie New York oder Las Vegas mit Fotoapparat und Videokamera.
Scheinbar wahllos sammelt sie Eindrücke, um diese danach geometrisch zu reduzieren. Am Computer bringt Morris die Vorlagen auf ihre wesentlichen Linien und Flächen, ergänzt durch neue Perspektiven, Verkürzungen und Spiegelungen. Die so gewonnenen Raster und Gitter strukturieren ihre Gemälde und verleihen ihnen Pop Art-Glamour und die sinnliche Aura, die von Hightech-Architektur ausgeht.
Aber Sarah Morris, die mit dem britischen Künstler Liam Gillick verheiratet war, ist nicht nur Malerin, sondern auch Filmemacherin.

Wobei sich die Parameter ihrer Produktion in beiden Darstellungsmodi nicht substantiell unterscheiden: Auch ihre kinematographischen Arbeiten sind Metropolenporträts, aber eben solche, die sich auf der Zeitachse erstrecken und eine Vielzahl von Impressionen, Zufallsvisualisierungen und geradezu journalistische Annäherungen an bestimmte Sujets umfassen. Für ihr Projekt "Capital" sammelte Morris Material in Washington DC und bekam sogar Zugang zu den Regierungskreisen um den damaligen Präsidenten Bill Clinton. Der Film "Los Angeles" wiederum dokumentiert Aspekte der zeitgenössischen Hollywood-Spektakelkultur. "Kunst ist ein Erkundungsprozess." sagt Sarah Morris "Ich mache Bilder und Filme, weil ich etwas herausfinden will. Meine Arbeiten enthalten Koordinaten, die eine bestimmte Position aufzeigen, die ich in Beziehung zu Raum und Zeit eingenommen habe."

Gestaltung: Thomas Mießgang

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