Ausschnitt aus des Buchcovers, "Arbeitsscheu und moralisch verkommen" von Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr und Elke Rajal

MANDELBAUM VERLAG

Betrifft: Geschichte

Stigma "asozial"

Verfolgung von Frauen als "moralisch verkommen" im Nationalsozialismus
mit Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr und Elke Rajal, Institut für Konfliktforschung
Gestaltung: Isabelle Engels

Die nationalsozialistische Idee der "Volksgemeinschaft" war vor allem rassistisch und antisemitisch motiviert und schloss alle als nicht "arisch" definierten Menschen aus. Es ging jedoch so weit, auch "schädliche Elemente" in den eigenen Reihen auszumachen und zu entfernen. Dazu zählten beispielsweise Mädchen und Frauen, denen eine fehlende Arbeitsmoral oder ein "amoralischer" Lebenswandel" unterstellt wurde.

Diese Verhaltensweisen wurden als "gemeinschaftsfeindlich" eingestuft. Frauen, die solcherart ins Visier der Behörden gerieten, wurden in Erziehungsheime, psychiatrische Anstalten, Arbeitslager, Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen. Auch Zwangssterilisationen wurden vorgenommen.
In die Umsetzung dieser Politik waren zahlreiche Behörden - von der Fürsorge bis zu den Arbeitsämtern und der Polizei - eingebunden.

Eigene "Asozialenkommissionen" wurden geschaffen. Verwaltungsakten und Dokumente der Arbeitsanstalten "Am Steinhof", Klosterneuburg, Znaim und Bischofsried geben Aufschluss über das behördliche Vorgehen, das quantitative Ausmaß und die Eskalationsstufen der Verfolgung. Darüber hinaus lassen sie Rückschlüsse darauf zu, was als "asoziales Verhalten" definiert wurde, und auch auf die katastrophalen Haftbedingungen in den Arbeits- und Konzentrationslagern.

Die Stigmatisierung der Frauen als "arbeitsscheu" und "moralisch verkommen" hielt über das Ende der NS-Herrschaft hinaus an. Es zeigt sich, dass die Ausgrenzung von als "fremd" oder "faul" definierten Gruppen zwar im Nationalsozialismus ihren grausamen Höhepunkt erreichte, diese aber bereits zuvor begann und bis in die heutige Leistungsgesellschaft anhält.

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