Protestierende in Yangon, Myanmar

AP

Punkt eins

Was in Myanmar auf dem Spiel steht

Zu den Hintergründen und Motiven des Putsches in Myanmar
Gast: Georg Bauer, Historiker, Universitätsassistent am Institut für Geschichte der Universität Wien.
Moderation: Johann Kneihs.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at

Drei Wochen nach dem Staatsstreich am 1. Februar halten Massenproteste und Streiks an, obwohl Demonstrationen verboten sind, das Internet regelmäßig abgeschaltet wird und es erste Todesopfer gibt. Nach nur zehn Jahren begrenzter Demokratie hat damit wieder das Militär die Macht in Myanmar, wie in den fast fünfzig Jahren von 1962 bis 2011.

Doch was motiviert den Putsch? Das scheint nicht ganz klar - denn obwohl die politische Partei der Streitkräfte die Wahl im vergangenen November verloren hat, garantiert die Verfassung dem Militär politischen Einfluss und auch wirtschaftlichen Spielraum für gewinnbringende Aktivitäten.

Die Union Myanmar, früher Burma, ist das flächengrößte Land Südostasiens nach Indonesien, reich an Rohstoffen wie Edelsteinen und Edelhölzern, Erdöl und Erdgas, an Agrarland und landwirtschaftlichen Produkten. Trotzdem leben weite Teile der Bevölkerung in Armut, wofür auch die Misswirtschaft der Militärs verantwortlich gemacht wird.
Bei den Demonstrationen für die Demokratie wurde unter anderem gegen den Einfluss Chinas protestiert - der Nachbar im Norden hätte aber wenig Interesse an einer Destabilisierung, wenden Beobachter ein.

Die Gründe für den Putsch scheinen auch deshalb fraglich, weil die abgesetzte Regierungspartei NLD, Nationale Liga für Demokratie, sich bisher mit den Streitkräften zu arrangieren schien. Ihre Vorsitzende, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, hatte das Militär selbst nach zahlreichen Übergriffen - wie der Vertreibung von Hunderttausenden Angehörigen der Rohingya-Bevölkerung - verteidigt.

Während zweifelhaft scheint, was mit dem Staatsstreich zu gewinnen ist, droht Myanmar viel zu verlieren: Die erlangten Bürgerrechte und den wirtschaftlichen Fortschritt der letzten zehn Jahre. Auch eine friedliche Lösung der zahlreichen Konflikte und Aufstände kleinerer ethnischer Nationalitäten scheint unter der Herrschaft der Militärs unwahrscheinlich.

Der Historiker Georg Bauer hat bis vor Kurzem in Myanmar gelebt und war für die EU-Delegation wie auch die Australische Regierung dort tätig, mit dem Schwerpunkt auf Menschenrechten. Er forscht und lehrt zu Nationalismen und Nationsbildung in der Union Myanmar an der Universität Wien. Johann Kneihs spricht mit ihm über die Motive für den Machtkampf in Myanmar und die Verantwortung und Möglichkeiten der internationalen Gemeinschaft.

Die Hörer*innen von Punkt eins sind herzlich eingeladen, Ihre Fragen zu stellen und sich an der Sendung zu beteiligen: Sie erreichen uns unter 0800 22 69 79 kostenlos aus ganz Österreich oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: nicht angegeben/ eruierbar
Titel: We Don't Want this Military Coup (Wir wollen keinen Militärputsch)
Ausführender/Ausführende: nicht angegeben/ eruierbar
Länge: 01:03 min

Urheber/Urheberin: Nicht eruierbar
Album: Myanmar Mix
Titel: Nay Chout Htaung
Ausführender/Ausführende: T Zin feat. Vicky Nway
Länge: 02:51 min
Label: Barong Family

Urheber/Urheberin: Shan Blitzero and friends
Titel: We are Myanmar
Ausführender/Ausführende: Shan Blitzero and friends
Länge: 02:42 min
Label: Eigenverlag

Komponist/Komponistin: Khin Maung Toe - Kun
Bearbeiter/Bearbeiterin: Arr.: Phyae Mi Nge
Titel: Be Strong, Mi Nge! (Sei stark, Junge/Junger!)
Ausführender/Ausführende: Khin Mg Toe
Länge: 01:15 min

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