Ausschnitt des Buchumschlags, alte Fotografie, eine Frau redet mit einem Soldaten

NEW ACADEMIC PRESS

Punkt eins

Geschichte einer Auslöschung

Ein umfangreiches historisches Werk dokumentiert die Vergangenheit der Volksgruppe der Roma im Burgenland. Gäste: Dr. Gerhard Baumgartner, Historiker, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes & Mirjam Karoly, Politologin, Roma-Aktivistin. Moderation: Andreas Obrecht.
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Vor 1938 lebten im Burgenland in 120 Siedlungen rund 8.000 Menschen der Volksgruppe der Roma. Schon kurz nach dem "Anschluss" begann die Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime, die schließlich zur systematischen Vernichtung in Arbeits- und Konzentrationslagern führte. Nach der Deportation wurden die meisten Roma-Siedlungen abgerissen oder niedergebrannt. Nicht einmal zehn Prozent der Roma überlebten die nationalsozialistische Tyrannei - als sie zurückkehrten standen sie vor den Trümmern ihrer eigenen Geschichte, die dem Vergessen preisgegeben war.

Erst 1993 erfolgte die offizielle Anerkennung der Roma als sechste österreichische Volksgruppe. 1995 erschütterte der bestialische, rassistische Mord des Bombenattentäters Franz Fuchs an vier Männern in Oberwart die Öffentlichkeit und führte zu einer verstärkten schrittweisen Aufarbeitung der Geschichte der Volksgruppe.

Nun haben die Historiker Gerhard Baumgartner und Herbert Brettl eine umfangreiche Dokumentation über die ehemals 120 Roma-Siedlungen im Burgenland vorgelegt. Das reichlich mit historischen Fotografien ausgestaltete Werk geht auf persönliche Schicksale ebenso ein, wie auf die Rahmenbedingungen der Ansiedelung, die Zwischenkriegszeit, die Struktur der Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus, die medialen Vorurteile und Stereotypien und die Nachkriegszeit. "Das Burgenland zigeunerfrei machen!", war schon früh ein Schlachtruf der illegalen Nazis, der in grausamster Weise Verwirklichung finden sollte. Aber auch jenen, die den Völkermord überlebten, kam das Nachkriegsösterreich kaum zu Hilfe. Not, Armut und Aussichtslosigkeit prägen die meisten Biografien.

Zu Gast in der Sendung Punkt eins bei Andreas Obrecht sind die Politologin und Roma-Aktivistin Mirjam Karoly und der Historiker Gerhard Baumgartner, einer der beiden Autoren des Buches: "Einfach weg! Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland".
Die Redaktion freut sich über Beteiligung unter punkteins(at)orf.at und unter 0800 22 69 79 während der Sendung: Was können wir aus der Geschichte der Roma im Burgenland lernen? In welcher Weise hat sich die gesellschaftliche Situation der Volksgruppe in den letzten einhundert Jahren in Österreich verändert? Welche Vorurteile und Stereotypien sind auch heute noch gegenüber der Volksgruppe lebendig? Welches Verständnis von "Kultur" liegt Ausgrenzung und Marginalisierung zugrunde?

Service

Aktuelles Buch:
Gerhard Baumgartner und Herbert Brettl: "Einfach weg!" Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland. 2020, new academic press, Wien, Hamburg

Romane Thana gibt Einblicke in die Lebenssituation von Roma und Sinti in Österreich und erzählt deren Geschichte und Geschichten.

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht

Playlist

Urheber/Urheberin: Turner Layton
Titel:
After You've Gone
Ausführender/Ausführende: Harri Stojka
Länge: 03:52 min
Label: Geco

Urheber/Urheberin: Ferry Janoska
Titel:
Ouvertüre
Ausführender/Ausführende: Ferry Janoska
Länge: 02:43 min
Label: Earl Records

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