Betrifft: Geschichte

Impfen - eine osmanische Kulturtechnik als Lebensretter

Zur Geschichte des Impfens
mit: Marcel Chahrour, Medizinhistoriker und Museumspädagoge
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Kaum eine Impfung ist in den vergangenen Jahrzehnten so heftig diskutiert worden wie die gegen Covid19. Impfskeptiker sind allerdings kein neues Phänomen. Es gibt sie seit der Einführung der ersten künstlichen Immunisierungen vor 300 Jahren. Im Jahr 1720 hatte man die Technik der "Einimpfung" oder "Variolation" aus dem Osmanischen Reich nach Europa geholt. Knapp 80 Jahre später erfand der englische Arzt Edward Jenner die Kuhpockenimpfung. Denn Kühe bekamen eine Form von Pocken, die für den Menschen ungefährlich war. Erkrankten Menschen an Kuhpocken, waren sie immun gegen die schwere Form der sogenannten "Menschenpocken".

Tausende Österreicherinnen waren um 1800 an den lebensgefährlichen Pocken erkrankt, darunter besonders viele Kinder. Kaiserin Maria Theresia hatte drei ihrer Kinder an den Pocken verloren, auch sie selbst war 1767 daran erkrankt gewesen. Am 10. Dezember 1800 impfte man zum ersten Mal massenweise Wienerinnen und Wiener mit der neuen Kuhpocken - Methode. Doch einer der berühmtesten Ärzte Wiens war der Meinung, dies sei ein unzulässiger Eingriff in den Willen Gottes. Andere fürchteten, sich mit dem Kuhpocken-Impfstoff in Kühe zu verwandeln. Die Skepsis blieb und war nicht immer unbegründet: Die Impfeuphorie mancher Ärzte führte dazu, dass noch bis 1820 Menschen starben, weil man plötzlich glaubte, auch die Pest mit demselben Prinzip besiegen zu können.

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