Suezkanal: eine "Pulsader" der Weltwirtschaft im Fokus

30. März 2021, 13:00

Die Teilentladung des 400 Meter langen und 59 Meter breiten Containerschiffs "Ever Given" war bereits vorbereitet, da gelang es schließlich mit hoher Flut bei Vollmond in der Nacht auf Montag den im Suezkanal feststeckenden Frachter frei zu legen.

Am Dienstag war das Schiff auf Grund gelaufen und hatte sich im Kanal verkeilt; ein gigantischer Stau auf beiden Seiten der schmalen Meerstraße war die Folge. Von Kosten in Milliardenhöhe für den knapp getakteten Welthandel ist die Rede. Lieferengpässe werden verschärft und der Ölmarkt ist verunsichert. Es kam zu starken Öl-Preis-Schwankungen innerhalb der vergangenen Handelswoche.

Der Suezkanal gilt als eine "Pulsader" der modernen Weltwirtschaft. Er verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer, erspart den Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung und ist der schnellste und kürzeste Weg zwischen Asien und Europa. Im Schnitt passieren täglich etwa 50 Schiffe den gut 190 Kilometer langen Kanal zwischen Port Said im Norden und Suez im Süden. Nach Angaben der Allianz Versicherung wurden 2019 rund 13 Prozent des Welthandelsvolumens über diese Wasserstraße transportiert. 2014/2015 wurde der Kanal zuletzt maßgeblich erweitert. Das Prestigeprojekt Ägyptens soll bis 2023 täglich knapp 100 Durchfahrten ermöglichen.

Bereits im Alten Ägypten wurde damit begonnen, auf dem Isthmus von Suez, der Landenge, die Afrika und Asien verbindet und das Rote Meer vom Mittelmeer trennt, erste Kanalbauten zu errichten. Es dauerte knapp 3.000 wechselvolle Jahre, bis der Suezkanal in moderner Form am 17. November 1869 eröffnet wurde, unter maßgeblicher Beteiligung des Österreichers Alois Negrelli. Das war ein gigantisches "Leitprojekt des europäischen Imperialismus des 19. Jahrhunderts", sagt der Universitätsprofessor Walter Sauer, der anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Kanals im Jahr 2019 bei einem prominent besetzten Symposium des Vereins Egypt&Austria über "globale und regionale Implikationen des Suezkanals" referierte.

Als Gast bei Barbara Zeithammer skizziert Walter Sauer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien die Geschichte und Gegenwart des Suezkanals, seine vielschichtige Bedeutung und seine Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur und Politik.

Mit einer aktuellen Schadensberechnung und einem Ausblick auf die Auswirkungen der Blockade auf die Umwelt nimmt Hans-Joachim Schramm, Senior Lecturer am Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien, zu Beginn an der Sendung teil.

Wann ein Weg sinnvollerweise um den Kanal herum führt und wie eine erste Bilanz der Reeder aussieht, wird Christian Denso, Sprecher vom Verband Deutscher Reeder, der größten Vertretung der deutschen Handelsflotte, kurz am Telefon erklären.

Wie immer sind die Hörer*innen von Punkt eins herzlich eingeladen, Ihre Fragen zu stellen und sich an der Sendung zu beteiligen: telefonisch unter 0800 22 69 79 kostenlos aus ganz Österreich oder schriftlich per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Weiterführende Informationen:
"Symposium 150 Jahre Suezkanal" des Vereins Egypt&Austria im November 2019

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer