Das Magazin am Monatsanfang

10. April 2021, 17:05

"Seid Sand, nicht Öl" - Zum 100. Geburtstag von Amos Vogel

"Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!" - diese Gedichtzeile hat sich Amos Vogel über den Schreibtisch seiner New Yorker Wohnung gehängt. Der 1921 geborene Wiener hatte als Teenager ein prägendes Film-Erlebnis in der Urania. Nach seiner Emigration 1938 in die USA hat er dort den größten Filmclub mit 12.000 Mitgliedern gegründet. "Film als subversive Kunst" war das Motto der kontroversiellen Programme. Amos Vogel hat den jungen Roman Polanski entdeckt und als erster die Filme von Werner Herzog in den USA gezeigt. Zum 100. Geburtstag von Amos Vogel widmet das Österreichische Filmmuseum dem vergessenen Wiener nun eine Sonderausstellung und sucht auf der Leinwand nach den subversiven Formen im Kino des 21. Jahrhunderts. Gestaltung: Dominique Gromes

Emil Kaufmann und die "Autonome Architektur"

Der österreichische Kunst- und Architekturhistoriker Emil Kaufmann (1891-1953) prägte den Begriff der "Autonomen Architektur" zu Beginn der 1930er-Jahre, ausgehend von Untersuchungen zum französischen Architekten Claude-Nicolas Ledoux. Kaufmanns Publikationen zur französischen Revolutionsarchitektur und zum Klassizismus zählen zu den wichtigsten architekturtheoretischen Texten des 20. Jahrhunderts. Während Kaufmanns Entdeckungen in den USA rasch Anerkennung fanden, sodass Anthony Vidler 2002 konstatieren konnte, dass Kaufmann "Generationen von Gelehrten dazu inspirierte, auf dem Gebiet der Revolutionsarchitektur zu arbeiten", so ließ die wissenschaftliche Anerkennung in Europa Jahrzehnte auf sich warten. In ihrer aktuellen Forschung "Die Erfindung der autonomen Architektur" untersucht die schweizer Kunst- und Architekturhistorikerin Patricia Grzonka anhand bisher unerschlossener Quellen Emil Kaufmanns Beitrag zur Entwicklung der modernen Architekturgeschichte und -theorie. Ines Mitterer hat mit Patricia Grzonka gesprochen.

New Black Horror

Es ist noch immer der blanke Horror wie wenig repräsentativ die Produktionen von afroamerikanischen Kreativen in Hollywood im Mainstream angelangt sind und auch bei den Oscar-Verleihung, die am 25. April stattfindet. Einem Genre - nämlich dem Black Horror-Genre - gelingt es derzeit besonders gut, clever und witzig, auf die Geschichte der Sklaverei und den gegenwärtigen Rassismus hinzuschauen. Ausgelöst hat den Hype Jordan Peele mit seiner ungewöhnlichen Horror-Komödie "Get out". Der Regisseur und Autor war 2018 der erste schwarze Oscar-Gewinner in der Kategorie "Bestes Original Drehbuch". Seitdem bleibt kein Schrecken auf dem anderen. Die Kino- und Serienformate des New Black Horror boomen, dieser Tage etwa mit der neuen Mini-Anthologieserie "Them". Petra Erdmann über die furchteinflößende Kraft des New Black Horror.

Das Ich in der Literatur - mit Emilie Pine, Schriftstellerin

"Notes to self" wurde 2019 mit dem Irish Book of the Year - Award ausgezeichnet, nun erscheint es unter dem Titel "Botschaften an mich selbst" auf Deutsch. Es ist das literarische Debüt von Emilie Pine, die als Professorin für modernes Drama bereits zahlreiche akademische Texte verfasst hat. Als Intellektuelle, sagt die 1974 geborene, habe sie sich immer alles Körperliche verleugnet, in "Botschaften an mich selbst" geht es ausschließlich um Körper, vor allem um ihren eigenen. Pine schreibt über Alkoholismus und Missbrauch genauso wie über Achselhaare und ein Achtsamkeitstraining für Akademikerinnen. Ausgehend von und gemeinsam mit Emilie Pine geht Anna Katharina Laggner der Frage nach: Wer ist das Ich in der Literatur?

Diagonal Reihe 2021:
Das Buch als Kunst - Publikationen von Künstlerinnen und Künstlern

In der dritten Ausgabe spricht Anna Soucek mit dem KünstlerInnenduo Johanna Reiner und Johannes Hoffmann, deren Band "collaboration - Feldforschung mit Kunst" soeben in der "Bibliothek der Provinz" erschienen ist.

Präsentation: Peter Waldenberger

Anschließend: Diagonals Feiner Musiksalon mit Auszügen aus dem neuen Album "Promises" von Floating Points, Pharoah Sanders und dem London Symphony Orchestra, erschienen auf dem Label Luaka Bop. Gestaltung: Roman Tschiedl

Service

Amos Vogel, "Film als subversive Kunst: Kino wider die Tabus - von Eisenstein bis Kubrick", Rowohlt u.a.

Amos Vogel - 100 Jahre Subversion im Österreichischen Filmmuseum

Emil Kaufmann, "Von Ledoux bis Le Corbusier. Ursprung und Entwicklung der Autonomen Architektur", Wien/Leipzig, 1933

Emil Kaufmann, "Architecture in the Age of Reason. Baroque and Post-Baroque in England, Italy, and France", Harvard University Press, 1955

Patricia Grzonka

Transformer Music: Musikkassetten

Robin Means Coleman, "Horror Noire: Blacks in American Horror Films from the 1890s to Present", Routledge

Filme des New Black Horror (Auswahl):
"Them" (2021), Mini-Serie von Little Marvin & Lena Waithe
"Antebellum" (2020) Regie: Gerard Bush, Christopher Renz
"Black Box" (2020) Regie: Emmanuel Osei-Kuffour
"His House" (2020) Regie: Remi Weekes
"Lovecraft Country" (2020), Serie von Misha Green
"Us" (2019), Regie: Jordan Peele
"Horror Noire: A History of Black Horror" (2019), Dokumentarfilm, Regie: Xavier Burgin
"Get Out" (2017), Regie: Jordan Peele

Johanna Reiner & Johannes Hoffmann, "collaboration -
Feldforschung mit Kunst", Bibliothek der Provinz

Emilie Pine, "Botschaften an mich selbst", Verlag btb

Ausstellung: Jonathan Meese in der Galerie Krinzinger Wien

Aus rechtlichen Gründen kann "Diagonals feiner Musiksalon" nicht zum Download angeboten werden.

Sendereihe

• Diagonal