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"Ex libris"-Nachlese: Carl Seelig, "Wanderungen mit Robert Walser". Es liest Till Firit

Der Schweizer Schriftsteller und Mäzen Carl Seelig, der von 1894 bis 1962 lebte, ist der Nachwelt vor allem als Freund, Vormund und Herausgeber des Werks von Robert Walser ein Begriff. Mehr noch: ihm ist es zu verdanken, dass der zu Lebzeiten wenig bekannte Walser wenigstens posthum als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts erkannt wurde. Insofern ist seine Rolle mit jener Max Brods vergleichbar, der das Werk Franz Kafkas für die Nachwelt rettete.

Und das kam so: Robert Walser, der mit seinen zarten, exzentrisch anmutenden und eng aus der eigenen Biografie, dem eigenen Erleben schöpfenden literarischen Arbeiten bis in die 1920er Jahre trotz wohlwollender Kritik ein Außenseiter im Literaturbetrieb blieb, litt ab den späten zwanziger Jahren unter immer größeren psychischen Problemen. Diese führten dazu, dass es dem ohnehin introvertierten Dichter zunehmend schwerer fiel, sich im Alltag und vor allem im Kunstbetrieb zurecht zu finden. Anfang 1929 wurde er nach einem Zusammenbruch in die Heilanstalt Waldau bei Bern eingeliefert, 1933 erfolgte die Überstellung in die Heil-und Pflegeanstalt Herisau, in der er bis zu seinem Tod 1956 lebte.

In all den Jahren schrieb Walser weiter, unbeachtet von der Außenwelt und dem Pflegepersonal, zum Teil in Miniaturschrift auf kleinen Zetteln, die vermutlich verloren gegangen wären, hätte sich nicht der als Vormund eingesetzte Carl Seelig um die Arbeiten gekümmert, die übrigens mühsam unter der Lupe entziffert werden mussten. Über 6000 Blätter umfasste der Nachlass. Seelig unternahm mit dem passionierten Spaziergänger Walser immer wieder lange Wanderungen in der näheren und weiteren Umgebung von Herisau. Darüber hat er 23 Jahre lang Buch geführt. Diese Aufzeichnungen verdichtete er 1957 zum Band "Wanderungen mir Robert Walser", der nun in einer Neuausgabe vorliegt.

Service

Aus: Carl Seelig - "Wanderungen mit Robert Walser", Suhrkamp Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

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