Uwe Böschemeyer über den "inneren Schweinehund"

14. April 2021, 06:56

Freiheit - welch ein Wort! Und mehr als ein Wort. Sie ist etwas Prickelndes, Hellmachendes, Erfreuendes, Kraftvolles, Stärkendes, Gefühlvolles, etwas besonders Menschliches.

Freiheit ist die in jedem Menschen vorhandene Möglichkeit, sich innerhalb gewisser Grenzen frei verhalten zu können. Freiheit ist - wie zum Beispiel auch die Liebe, die Verantwortung, der Glaube, die Hoffnung, der Mut, die Lebensbejahung etwas, das originär zu jedem Menschen gehört.

Wir können sie vernachlässigen, die Freiheit, verleugnen, verdrängen. Wir können sie übersehen, missachten und aufhören, sie zu suchen. Niemals aber verlieren Menschen die Möglichkeit, sie zu erfahren.

Freiheit ist kein Trieb. Sie stellt sich nicht von selbst ein, aber ich kann mich nach ihr sehnen, kann mich daran erinnern, wie sie sich früher einmal angefühlt hat. Ich kann mich nach ihr ausrichten. Wenn ich weiß, wofür ich frei sein will, wird es mir leichter fallen, Freiheit zu leben! Beispiele: Wenn ich den Gedanken nicht mehr verdränge, dass es an der Zeit ist, zum Kardiologen zu gehen, weil mein Herz schmerzt, werde ich bei ihm einen Termin machen. Oder: Wenn mir aufgegangen ist, dass ich meinen Beruf wechseln muss, weil er mich krank macht, werde ich intensiv nach einer Alternative suchen, auch wenn´s nicht leicht ist. Oder: Wenn der Chef meinen Kollegen beleidigt und mich das empört, kann es mir gelingen, meinen Mund aufzumachen.

Gibt es Grenzen für die Freiheit? O ja, aber weit weniger, als manche denken. Wir sind und bleiben nicht frei von unseren Genen, nicht frei vom Einfluss durch unsere Erziehung, auch nicht frei vom Einfluss der Zeit, in der wir leben, wohl aber - und das ist das Wesentliche: frei gegenüber alledem, gegenüber den Genen, gegenüber der Erziehung und gegenüber der Zeit, in der wir leben.

Service

Uwe Böschemeyer, "Der innere Gegenspieler. Wie man ihn findet und überwindet", Verlag Ecowin

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler