Zwischenruf

Roswitha Zink über die Heilkraft der Natur

Roswitha Zink ist Biologin, Psychologin und Gründerin des e.motion Lichtblickhofs

Der Wald strahlt, neben mir ein schokoladenfarbenes Pferd, eine Jugendliche mit rosa Haaren sitzt im Sattel, die Hufe trommeln einen ruhigen Rhythmus, wir alle DREI sind überwältigt: das Chlorophyll leuchtet sanft und so, dass es unter die Haut geht!

Das Mädchen hat vor einer Woche erfahren, dass die Therapien nicht wirken, ein harter langer Kampf gegen den Krebs, der sie dünnhäutig und schwermütig gemacht hat. Die lindgrünen Blätter verraten: Wir sind jetzt den ganzen Sommer für euch DA! Die Kombination aus lichtdurchflutetem, fein geäderten Blätterdach, glitzernden Wassertropfen des Regens und sanft aufsteigendem Dampf aus den weichen Moosfeldern zu unseren Füßen lässt in mir Gänsehaut bis in die Nackenhaare aufsteigen: "Ich weiß jetzt wieder, was Glück für einen Geruch hat", sagt die mit den pinken Haaren.

Über die Heilkraft der Natur wissen gerade auch die religiösen Traditionen Bescheid, allen voran sei da Ayurveda genannt, das sich derzeit großer Beliebtheit erfreut. Aber auch das Christentum weiß, wie heilsam einfache Mittel sein können. Hier seien exemplarisch die kräuterkundige Äbtissin Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp genannt. "Wem seine Gesundheit lieb und teuer ist, biete das Mögliche auf, in reiner Luft seine Zeit zu verbringen", sagt Kneipp. Natur wirkt, das wissen wir nicht erst, seitdem sie der zentrale Gegensatz zur digitalen Welt ist.

Genau diese Art von Gesundheit bedeutet auch, mehr über die Natur zu wissen. Ihre Rhythmen zu kennen, sich wieder als Teil von ihr zu fühlen, kann gerade in Krisen wie Trauer, Trauma oder schwere Krankheit Wunder bewirken. Am Lichtblickhof, einem Bauernhof für die Begleitung schwerkranker Kinder und Jugendlicher sind es oft die Tiere, die vor allem Kindern den Weg zurück ins Leben mit der Natur weisen. Ganzheitlich ist für Tiere selbstverständlich, sie leben wie kein Mensch die Einheit von Körper, Geist und Seele, spielerisch, tiefgründig und mit mehr Humor als uns Menschen das langläufig bewusst ist: Tiere können mehr!

Mit vielen Studien belegt wissen wir heute, dass Tiere und die Natur vielfältig heilsam sind für Menschen. Durch den nonverbalen Kontakt mit Tieren entsteht ein einmaliger innerer Gleichklang, der sich sogar darin ausdrückt, dass sich der Herzschlag von Therapiepferden an den des Klienten, der Klientin anpasst. Durch dieses Gleichklangerleben entsteht tiefe Freude. Dieser Dialog und das Erleben, jenseits aller Worte im Ungesagten angenommen zu werden, entfalten eine heilsame Kraft mit großer Bandbreite an psychologischen und physiologischen Effekten. Auf dem Rücken eines Pferdes kann diese tiefe Erfahrung des Geborgenseins als Halt, Klarheit und Stärke empfunden werden.

Die spirituelle Verbundenheit des Menschen mit Tieren und der Natur hat ihren Ursprung in der gemeinsamen Evolution. Es sind fast magische Kräfte, die Menschen im Austausch mit Tieren erleben. Sie schöpfen Zuversicht und Hoffnung, sehen klarer auf ihr Leben und füllen ihr Herz mit Mitmenschlichkeit. ".von der Strenge zur Milde herabzusteigen. Nichts der Natur abzwingen wollen, sondern ihr an die Hand gehen, sie freundlich stützen und durch kleine Hilfsmittel einladen, dass sie selbst und freiwillig den Dienst tut", so sagt es Pfarrer Kneipp. Und: "Die Natur ist die beste Apotheke". Die Natur und die Freundschaft mit Tieren sind ein sehr starkes "Medikament". Tiere bieten einen "sicheren Ort" und nehmen einen mit in ihre faszinierende Welt der Sinne, in der sie so hellwach sind, wie wir Menschen nur ganz selten.

Pferde sind so groß und so stark und doch sind sie Fluchttiere! Sie überwinden täglich ihre Angst, gefressen zu werden, sie sind Meister im Regulieren von Angst. Diese Dualität hilft, die Ambiguität des Lebens in sich zu balancieren. An ihrer Seite lässt sich herrlich über die eigenen Ängste hinauswachsen. Sie beginnen jeden Tag neu, nehmen ihn, wie er ist und lehren Disziplin und Durchhaltekraft. Mir persönlich geben die Kinder und Tiere einen tiefen Sinn im Leben!

Service

e.motion Lichtblickhof

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Carl Philipp Emanuel Bach
Gesamttitel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen - 18 Probestücke in 6 Sonaten Wq 63/H 70-75
* Poco allegro ma cantabile in A-Dur - 1.Satz (00:03:49)
Titel: Sonate Nr.3 für Clavichord
Solist/Solistin: Armin Thalheim /Clavichord
Länge: 03:50 min
Label: Capriccio 10107

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