Archie Shepp

Archie Shepp - AP/CLAUDE PARIS

Le week-end

Idiot Wind - Dylan trifft Shepp

In le week-end feiern Bob Dylan und Archie Shepp gemeinsam Geburtstag

Wir blenden zurück in die frühen 1970er Jahre: Sie sind damals beide gut 30 Jahre alt, sie haben beide äußerst heftige 60er Jahre hinter sich: Bob Dylan und Archie Shepp. Und sie haben am selben Tag Geburtstag. Da wir davon ausgehen, dass der heuer 80jährige Bob Dylan und der heuer 84-jährige Archie Shepp noch nie am 24. Mai gemeinsam Geburtstag gefeiert haben, holen wir in le week-end diese potentiell explosive Geburtstagsfeier endlich nach. Und zwar nicht mit zweimal einem Streifzug durch das Lebenswerk, das würde jede auch nur denkbare Geburtstagsfeier sprengen, sondern mit einem präzisen Blick in die Zeit rund um 1970, eine Art Wendezeit im künstlerischen Leben beider Giganten.

Archie Shepp ist in den 1960er Jahren radikaler Tenorsaxophonist und "angry young man", erweitert den Free Jazz um eine emotionale Spielweise und sagt über sich selbst "I am an anti-fascist artist". In den frühen 1970er erfindet sich Archie Shepp neu: Demonstrativ kehrt ein Spiel mit der Jazztradition zurück, ein Spiel mit dem Rhythmus, ein Spiel mit den afrikanischen Wurzeln seiner Musik. "Kwanza" betitelt er deswegen ein 1974 erscheinendes Album, auf dem Ensembleaufnahmen aus den Jahren davor versammelt sind.

Bob Dylan wiederum geht im September 1974 in New York ins Studio und wagt ebenfalls eine Neuerfindung seinerselbst. Auch er lässt den "angry young man" hinter sich, um eine betont introspektive, tief in sein Gefühlsleben hineinhorchende Platte aufzunehmen. Das Album "Blood on the Tracks" entsteht in einer ersten, skizzenhaften Fassung, die nicht veröffentlicht wird. Erfolgreich auf den Markt kommt dann 1975 eine Version, die kurz danach mit einer etwas größeren Studioband aufgenommen wird.

Sowohl "Blood on the Tracks" als auch "Kwanza" zählen nicht zu den populärsten Veröffentlichungen der beiden Künstler, wohl aber zu den von Fans und Fachwelt bewunderten. In le week-end feiern Bob Dylan mit seinen beiden Versionen von "Blood on the Tracks" und Archie Shepp mit Mitmusikern wie Woody Shaw, Trompete, Wilbur Ware, Kontrabass, und Joe Chambers, Schlagzeug, nun endlich gemeinsam Geburtstag.

Sendereihe

Gestaltung

  • Elke Tschaikner
  • Christian Scheib

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