Münzenstapel

APA/KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Punkt eins

"Besteuert uns Reiche endlich"

Erben und umverteilen: Eine Millionenerbin geht unkonventionelle Wege.
Gast: Marlene Engelhorn, Studentin der Germanistik, Aktivistin bei Millionaires for Humanity.
Moderation: Andreas Obrecht.
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In den vergangenen Wochen wurde in den unterschiedlichsten Medien über eine junge Frau berichtet, die aller Voraussicht nach Millionen erben wird, davon aber mindestens 90% umverteilen will. Ihre Motivation und Argumentation: Sie hat nichts persönlich zu dem Vermögen beigetragen, eine Erbschaftssteuer gibt es in Österreich nicht und die extreme Ungleichheit zwischen Reichen und jenen Menschen, die über keinen Besitz verfügen, sei nicht nur ungerecht, sondern vor allem auch undemokratisch.

Die Millionenerbin Marlene Engelhorn spricht einen - für viele Menschen - wunden Punkt unserer Gesellschaft an. Aktuellen Statistiken der Österreichischen Nationalbank zufolge verfügt in Österreich 1% der Bevölkerung über 40% der gesamten Nettovermögen, während 50% gerade einmal 2,5% besitzen. Der größte Teil der Vermögen wird nicht durch eigene Leistung erwirtschaftet, sondern steuerfrei geerbt. Aus Vermögen - etwa Beteiligungen oder Immobilienbesitz - wird Einkommen generiert, das noch ungleicher verteilt ist, als die Vermögen selbst: 90% erhalten 10%, während die reichsten 10% rund 90% der Einkommen aus Vermögen lukrieren.

Auf globaler Ebene sind die Fakten noch drastischer: Laut dem Global Wealth Report der Credit Suisse besitzen 0,9% der globalen erwachsenen Bevölkerung einen Anteil von 43,9% am Weltvermögen, wobei auf die reichsten 10% rund 82%, auf die unteren 64% jedoch nicht mehr als etwa 2% entfallen.

"Besteuert uns Reiche endlich!", fordert Marlene Engelhorn, und ist mit dieser Forderung nicht allein. Schon vergangenen Sommer forderten 83 Millionäre und Millionärinnen aus sieben Ländern ihre Regierungen auf, die Steuern für Superreiche signifikant zu erhöhen, um einen Beitrag zum Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie sicherzustellen. Das Problem der extremen Ungleichverteilung lässt sich auch nicht durch Wohltätigkeit lösen, betont Marlene Engelhorn, zudem hätten milliardenschwere Philanthropen zu viel individuellen Einfluss auf Politik und Gesellschaft.

Marlene Engelhorn, die in der Sendung Punkt eins Gast bei Andreas Obrecht ist, will mit dem unkonventionellen Weg, den sie beschritten hat, eine breite gesellschaftspolitische Debatte vertiefen. Wie immer freut sich die Redaktion über rege Beteiligung an der Diskussion unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 telefonisch während der Sendung.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Erben und möglichen, sich daraus ergebenden Ungerechtigkeiten? Die Positionen in Gerechtigkeitsdebatten sind sehr abhängig von der eigenen Lebenssituation - welchen Standpunkt nehmen Sie ein? Spielen Sie - wie rund 41% der Österreicherinnen und Österreicher - zumindest gelegentlich Lotto, und wenn ja, was würden Sie mit einem Millionengewinn machen?

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Savoy Brown
Titel:
Too Much Money
Ausführender/Ausführende: Savoy Brown
Länge: 04:12 min
Label: Savoy Records

Urheber/Urheberin: Patti Smith & Lenny Kaye
Titel:
Free Money
Ausführender/Ausführende: Patti Smith
Länge: 03:52 min
Label: Arista Rec.

Urheber/Urheberin: The Caravans
Titel:
Money Changes Everything
Ausführender/Ausführende: The Caravans
Länge: 03:27 min
Label: Crazy Love Records

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