Zwischenruf
Alfred Trendl über berufstätige Eltern
"Kinder und Erwerbsarbeit" von Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreich
13. Juni 2021, 06:55
Wieviel Zeit braucht ein Kleinkind? Wie viel Zuwendung, wie viel Geduld, wie viel Aufmerksamkeit? Die Antwort von Frauen mit Kindern fällt eindeutig aus: Nahezu jede vierte Mutter mit einem Kind unter sechs Jahren ist nicht erwerbstätig und von den Erwerbstätigen arbeiten 85 Prozent in Teilzeit.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Möglicherweise wollen sie ihre Kinder in den ersten Jahren selber betreuen und ihnen so viel Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit wie möglich schenken. Auch wenn die Nächte kürzer und die Tage länger werden - es passiert so viel, die Zeit ist unglaublich aufregend, geht schnell vorbei und ist unwiederbringlich. Manche Mütter sind nicht erwerbstätig, weil sie keinen passenden Betreuungsplatz oder keinen Job gefunden haben. Dies alles gilt auch für Väter, nur dass diese deutlich seltener die überwiegende Kinderbetreuung übernehmen.
Tatsache ist, dass Teilzeitarbeit ein zentraler Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist. Ich finde es nicht hilfreich, wenn Teilzeit schlecht geredet und von Teilzeitfalle gesprochen wird. Und Mütter und Väter, die Teilzeit arbeiten, von der Politik und den Sozialpartnern immer nur hören: Arbeitet Vollzeit, sonst wartet in 30 Jahren die Altersarmut! Eltern wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie gemeinsam entscheiden, wie sie Familie leben wollen und wer wie lange aus dem Erwerbsleben ausscheidet und die Kinder selber betreut.
Aufgabe der Politik ist es nicht, Mütter oder Väter so schnell wie möglich wieder in den Vollerwerb zu drängen. Aufgabe der Politik ist es, Rahmenbedingen für Wahlfreiheit zu schaffen, damit Familien - auch Alleinerziehende - das Modell leben können, das für sie passt. So sind die für die ersten vier Jahre nach einer Geburt vom Familienlastenausgleichsfonds bezahlten Pensionsbeiträge für den hauptbetreuenden Elternteil eine wichtige Unterstützung, die aus meiner Sicht ausgebaut gehört.
Eltern, insbesondere auch Alleinerziehende, brauchen in den ersten Jahren neben den rechtlichen Rahmenbedingungen qualitätsvolle Betreuungseinrichtungen, flexible Arbeitszeiten, verständnisvolle Kolleginnen und Kollegen und familienfreundliche Personalchefs. Das gilt für Mütter ebenso wie für Väter.
"Das Gefühl, wenn unser kleiner Sohn in der Früh aufwacht und mich anlacht, ist unbeschreiblich. Ich möchte keinen einzigen Tag missen", sagte mir kürzlich ein junger Papa, der in einem männerdominierten Produktionsbetrieb arbeitet und im März den Papamonat in Anspruch genommen hat. Dass diesem jungen Papa nach der Rückkehr aus dem Papamonat von seinem Chef signalisiert wurde, diese Möglichkeit beim zweiten Kind nicht noch einmal zu bekommen, finde ich übel. Vereinbarkeitsthemen wie Papamonat, Väterkarenz oder Teilzeit sind in diesem Betrieb Neuland und spielen eine untergeordnete Rolle.
Gesetzliche Rahmenbedingungen wie Papamonat, Karenz oder Elternteilzeit finde ich wichtig und notwendig. Mit Leben erfüllt werden können sie nur dann, wenn in Personalabteilungen und bei Arbeitgebern auch das entsprechende Bewusstsein dafür vorhanden ist. Dazu dient auch eine gerade vom katholischen Familienverband herausgegebene Übersicht, bei der sich Arbeitgeber und Väter über die rechtlichen Möglichkeiten informieren können.
Es ist unbestritten: Ein Kompromiss zwischen Kindern und Erwerbsarbeit lautet Teilzeit. Warum? Weil Kinder - Gott sei Dank - nicht auf Knopfdruck funktionieren, der Tag nur 24 Stunden hat und Kinder eines benötigen: Zeit, Geduld, Zuwendung und Aufmerksamkeit und vor allem Liebe. Und nur dort, wo Kinder sind, gibt es Zukunft. Das wissen die Bücher der Bibel schon seit Jahrtausenden.
Service
Katholischer Familienverband Österreichs
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Peter Rosmanith
Album: SCHNEESAND
Titel: Schneestaad/instr.
Solist/Solistin: Peter Rosmanith /Hang < ähnlich Steeldrum > m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Joanna Lewis /Violine
Ausführender/Ausführende: Miki Liebermann /Gitarre
Länge: 08:35 min
Label: Extraplatte EX 8172