Kaffeetassen

ORF

Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Stark wie schwarzer Kaffee

"Schwarzer Kaffee (Sev Surj)". Von Marianne Jungmaier. Es liest: Silvia Meisterle. Gestaltung: Daniela Wagner.

Ein Residency Programm des ICA Yerevan führte Marianne Jungmaier 2019 nach Armenien. Erfahrungen in diesem Land, dessen "Licht von einer Stärke und Intensität ist, die ihresgleichen sucht", verarbeitete die häufig reisende Autorin im Text "Schwarzer Kaffee (Sev Surj)".

Wie stark gebrauter, schwarzer Kaffee liest sich denn auch die Geschichte rund um die junge Armenierin Lilit. Sie ist eine Nachfahrin jener, die sich im frühen 20. Jahrhundert der Verfolgung entziehen und aus dem Osmanischen Reich fliehen mussten. Viele Armenier haben seither Verwandte in aller Welt - ebenso Lilit, die als Alleinerzieherin mit ihrer Tochter Nour in einem Plattenbau im geschäftigen Jerewan lebt. Ihre Arbeit besteht in monetär wenig entlohnten Projekten für die Gesellschaft, für Kultur und Völkerverständigung. Der Alltag verlangt allen viel Lebenskunst und praktische Findigkeit ab. Das prägt auch den Umgang der Menschen untereinander. Wer an Lilits Küchentisch Platz und an den Gesprächen teilnimmt, erfährt nicht nur durch Lavash-Brote und Thymian-Tee Stärkung.

Marianne Jungmaier ist gebürtige Linzerin, Jahrgang 1985. Nach Studien im Bereich Digitales TV, Filmwissenschaften und Journalismus arbeitet die Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur seit 2011 als freischaffende Autorin und unterrichtet kreatives Schreiben in variablen Formen. Für ihr Roman-Debüt "Das Tortenprotokoll" wurde Marianne Jungmaier der George-Saiko-Preis 2016 zuerkannt. Im selben Jahr erhielt sie für das Buch "Sommernomaden" die Buchprämie des Bundeskanzleramtes. Inner- und außereuropäische Länder wie Italien, Island, Schottland oder Brasilien und Pakistan hat die Autorin im Rahmen ihrer zahlreichen Auslandaufenthalte bereist und erkundet.

Gestaltung: Daniela Wagner

Service

Marianne Jungmaier, "Schwarzer Kaffee (Sev Surj)". Der Text stammt aus einem in Arbeit befindlichen Reise-Erzählband und wurde für "Neue Texte" gekürzt.
Als Abdruck ist die Erzählung in "kolik" Nr. 83 (2020) erschienen.

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