AFP/NARINDER NANU
Punkt eins
Krise in der Krise
Wo die Länder des globalen Südens heute stehen.
Gast: Dr. Gertrude Eigelsreiter-Jashari, Soziologin und Kultur- und Sozialanthropologin, Lektorin an der Universität Innsbruck.
Moderation: Marlene Nowotny.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at
30. Juni 2021, 13:00
Die Coronavirus-Pandemie hat sich weltweit ausgebreitet, doch sie trifft nicht alle Nationen gleich. Denn die Länder des globalen Südens waren bereits davor vulnerabel. Viele Volkswirtschaften Afrikas, Lateinamerikas und weite Teile Asiens basieren auf dem Export von Rohstoffen, sie sind abhängig von globalen Märkten und Handelsnetzen. Eine Wirtschaftsform, die vielfach mit prekären, teils ausbeuterischen Arbeitsformen und schweren Umweltschäden einhergeht. In den reichen Industrienationen wurde das lange übersehen, sicherte es doch niedrige Preise und damit den Wohlstand in anderen Erdteilen.
Und immer dann, wenn eine globale Krise kommt, lässt die Nachfrage nach und die wirtschaftliche Situation des globalen Südens verschlechtert sich schlagartig. So auch in Folge der Finanzkrise in den Jahren nach 2008. Die Entwicklungshilfe ging vorrübergehend stark zurück, Arbeitsmigrantinnen und -migranten verloren ihre Jobs in Europa oder den USA und konnten ihre Familien in der Heimat nicht länger unterstützen. Der Wertpapierhandel brach auch in Ländern wie Indien oder Südafrika ein. In Folge drosselten die Banken auch dort die Kreditvergabe. Leidtragende waren vor allem kleine und mittlere Unternehmen, was zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führte.
Der massive Einbruch des Welthandels führte zu einem Zusammenbruch der Rohstoffpreise. Das hatte wiederum Entlassungswellen und weitere Verschlechterungen der Arbeitsverhältnisse zur Folge, sowohl in der Fertigung als auch im Rohstoffsektor. Dort wurde auf kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse und Leiharbeit umgestellt - eine Entwicklung, die sich nicht mehr normalisiert hat, auch weil die Arbeitgeber damit Kosten sparen und die Unsicherheiten ihrer Unternehmungen auf die Arbeitenden umwälzen können.
Steht also Veränderung im Raum? Die Prognosen für dieses und die nächsten Jahre lassen das nicht vermuten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass die Weltwirtschaft infolge der Pandemie stärker schrumpfen wird als nach der Finanzkrise. Das wiederum dürfte eine erneute Schuldenkrise in einigen Ländern des globalen Südens auslösen und die Zahl der extrem armen Menschen steigen lassen. Die Deutsche Welthungerhilfe warnt, dass diese Entwicklung, zusammen mit kriegerischen Konflikten und der zunehmenden Klimakrise zur größten Hungerkatastrophe der Geschichte führen könnte.
Welche Art der Unterstützung würden die Länder des globalen Südens also brauchen? Welche Entwicklungen sind besonders problematisch? Und inwiefern müssten sich globale Handelswege und Märkte verändern, um Abhängigkeiten zu minimieren?
Darüber spricht Marlene Nowotny mit der Soziologin und Sozialanthropologin Gertrude Eigelsreiter-Jashari.
Reden Sie mit und stellen Sie Ihre Fragen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Urheber/Urheberin: Portico Quartet
Titel: Knee-Deep In the North Sea; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Portico Quartet
Länge: 04:47 min
Label: Real World Records
Urheber/Urheberin: Portico Quartet
Titel: Monsoon: Top to Bottom; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Portico Quartet
Länge: 04:12 min
Label: Real Worlds Records
Urheber/Urheberin: Phoebe Killdeer
Titel: The Fade Out Line; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Phoebe Killdeer and the Short Straws
Länge: 03:33 min
Label: The Perfect Kiss