CC BY-SA 3.0/STEPHAN RÖHL
Im Gespräch
Mithu Sanyal, Kulturwissenschafterin
"Nur ein Roman kann widersprechende Stimmen enthalten." Renata Schmidtkunz im Gespräch mit Mithu Sanyal, Kulturwissenschafterin, Journalistin und Autorin
1. Juli 2021, 21:00
Darf eine weiße Frau behaupten, eine Person of Colour zu sein? Die Kulturwissenschafterin Mithu M. Sanyal fühlte sich durch die Debatte, die 2015 über eine amerikanische Bürgerrechtsaktivistin ausgebrochen war, persönlich berührt.
Als deutsche Staatsbürgerin mit indisch-polnischen Wurzeln weiß Mithu M. Sanyal nur zu gut, wie es sich anfühlt, in keine Schublade zu passen. "Alle Sichtweisen waren so wahr und gleichzeitig so falsch", meint sie rückblickend. "Ich wollte unbedingt darüber schreiben und wusste: Nur ein Roman kann all diese sich widersprechenden Stimmen enthalten."
Schon der provokante Titel "Identitti" ihres Romandebüts verweist darauf, dass Mithu M. Sanyal so komplexe Fragen wie jene nach Identität, Sexualität, Geschlecht oder Rassismus mit Humor zu verhandeln versteht.
Mithu M. Sanyal wurde 1971 in Düsseldorf geboren und studierte ebendort deutsche und englische Literatur. Ihre Doktorarbeit mit dem Titel "Vulva. Das unsichtbare Geschlecht" wurde 2009 veröffentlicht. Mithu M. Sanyal schreibt Features und Hörspiele für den WDR und publiziert unter anderem in der taz und der Frankfurter Rundschau. 2016 wurde ihre Untersuchung "Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens" veröffentlicht.
Renata Schmidtkunz spricht mit Mithu M. Sanyal über Identitätsdiskurse, mixed race kids und die Brisanz von Postkolonialismus.
Service
Vulva - die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2009
mit Jasna Strick,
Nicole von Horst und Yasmina Banaszczuk: "Ich bin kein Sexist, aber ...". Sexismus erlebt, erklärt und wie wir ihn beenden. Orlanda Verlag, Berlin 2013
Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens. Edition Nautilus, Hamburg 2016
Identitti. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2021
Wiederausstrahlung einer Sendung vom 25. Februar 2021.