OÖ LANDESAUSSTELLUNG/PIA ODORIZZI
Betrifft: Geschichte
Aufstieg und Krise
Anlässlich der oberösterreichischen Landesausstellung 2021:
Die oberösterreichische Stadt Steyr
mit: Herta Neiß und Michael John, Historiker am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz
Gestaltung: Andreas Wolf
1. Juli 2021, 17:55
Steyr zählt knapp 40.000 Einwohner. Vielen ist die Stadt vor allem als krisengeschüttelter Industriestandort bekannt. Ab den frühen 1980er-Jahren wurden die verstaatlichten Steyr-Werke abgewickelt. In den kommenden Jahren soll auch die LKW-Produktion von MAN ihre Pforten schließen. Gleichzeitig wurden und werden am Standort hochpräzise BMW-Motoren für die ganze Welt erzeugt und im wenige Kilometer entfernten, St. Valentin, Steyrer Traktoren. Die bis heute hochqualifizierte Arbeiterschaft ist ein Erbe der Vergangenheit.
Zum Aufstieg der Stadt trugen die beiden Flusstransportwege der Enns und Steyr, sowie der nahe Erzberg bei. Handelsprivilegien, Sensen- und Messererzeugungsbetriebe begründeten den Wohlstand. Auf dem Gebiet des heutigen Österreich galt die ehemalige Landeshauptstadt der Steiermark, als die größte und vornehmste Stadt nach Wien. Bis heute beherbergt Steyr deshalb die zweitmeisten denkmalgeschützten Gebäude Österreichs.
Während des 19. Jahrhundert wurde Steyr zu einem Zentrum der Waffenproduktion. 1884 erhellte die erste elektrische Straßenbeleuchtung Österreich-Ungarns die Steyrer Innenstadt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Waffenproduktion verboten. Die Ankurbelung einer Luxusautofertigung konnte den wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht aufhalten. Während der Zwischenkriegszeit galt Steyr als die ärmste Stadt Europas. Reichen Unternehmerdynastien standen nun hungernde Arbeiter gegenüber. Mit weitaus geringeren finanziellen Mitteln etablierte sich in Steyr ein Pendant zum "Roten Wien" - das "Rote Steyr".
Beendet wurde diese Utopie während der Kämpfe im Februar 1934. Ab dieser Zeit gewann der im ständestaatlichen Österreich verbotene Nationalsozialismus an Einfluss. Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs stieg die Stadt zu einem Zentrum der Rüstungsindustrie auf. Nach dem Krieg galt Steyr als Flüchtlingsstadt.
An die vielschichtige Historie von Steyr erinnert die diesjährige Oberösterreichische Landesausstellung "Arbeit. Wohlstand. Macht".
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