Holzschindeln

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiogeschichten

Ex libris Nachlese.
"Die Wolfshaut" von Hans Lebert
Es liest Fritz von Friedl

Sie hören den ersten Teil der Radiogeschichten-Sommerserie "Eigensinn und Wirklichkeit" mit ausgewählten Beispielen der österreichischen Literatur der 1960er und siebziger Jahre. Wobei die Sechziger nur insofern eine Rolle spielen, als sie Einfluss auf die Siebziger genommen haben. Im Laufe des Juli und des August wollen wir zeigen, warum in diesem Jahrzehnt ein Bruch festzustellen ist, der sich durch die gesamte Gesellschaft zieht - ein Bruch mit der Nachkriegszeit einerseits, die in Österreich kulturell von einer Generation geprägt war, die noch im Ständestaat verwurzelt war, egal, ob es sich um ehemalige Repräsentanten handelte oder um Rückkehrer aus dem Exil wie Hans Weigel oder Friedrich Torberg.

Ein Bruch aber auch mit Traditionen, mit sozialen Gegebenheiten und vor allem mit der Art und Weise, wie mit der jüngsten Geschichte, also mit der NS-Zeit, umgegangen wurde. In den fünfziger und sechziger Jahren war einer Literatur, die sich kritisch und vor allem kompromisslos mit Schuld, Verbrechen und Verschweigen auseinandersetzte, wenig Erfolg beschieden. 1960 erschien der Roman "Die Wolfshaut" von Hans Lebert, eine mythologisch aufgeladene Geschichte über ein Dorf namens Schweigen, in welchem sich einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges außergewöhnliche Todesfälle zu häufen beginnen, die Anschuldigungen und Diffamierungen in der Ortschaft zur Folge haben und ein lange verschwiegenes, kollektives Verbrechen zu Tage bringen. Die Wirkung dieses Buches entfaltete sich aber erst in der nächsten und übernächsten Generation, bei Thomas Bernhard oder Elfriede Jelinek etwa.
Gestaltung: Peter Zimmermann

Service

Aus: Hans Lebert, "Die Wolfshaut", Roman, 1960. Neuauflage 2008 im Neuen Europa Verlag

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  • Peter Zimmermann

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