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Punkt eins
Glanz und Schatten der Monarchie
Der Schmuck der Habsburger: Eine Pressemeldung lässt Österreichs Faible für die Monarchie neu funkeln. Gäste: Dr. Katrin Keller, Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der ÖAW & Dr. Hannes Leidinger, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, Mitglied der österreichischen Militärhistorischen Denkmalkommission. Moderation: Philipp Blom. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
19. November 2025, 13:00
Der "Fund" des Familienschmucks der Habsburger, der jahrzehntelang in einem Schließfach einer kanadischen Bank lagerte, hat eine Debatte darüber entfacht, wem die wertvollen Juwelen gehören und ob der Staat sie nicht als Eigentum beanspruchen sollte; ein Medienereignis, das hauptsächlich symbolisch ist. Das Interesse an der Geschichte um die Juwelen der letzten Kaiserin und ihren rechtmäßigen Ort zeigt aber auch, dass das Kaiserhaus auch ein Jahrhundert nach Ende der Habsburger Monarchie noch immer einen wichtigen Platz in der öffentlichen Aufmerksamkeit innehat. Die Habsburger und ihr Erbe sind nicht nur unersetzlich für den Tourismus, für Musicals und die Filmindustrie, ihr Bild bedient weiterhin eine nostalgische Nische.
Auch Historiker:innen beschäftigen sich mit dem Phänomen monarchistischer Nostalgie heute. Als Direktorin des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gilt Dr. Katrin Kellers Forschungsinteresse vor allem dem weiblichen Einfluss in Europas Dynastien. Zur Rolle der aristokratischen Dynastien in der Zeit der Aufklärung und der europäischen Revolutionen hat die Akademie auch gerade einen internationalen Workshop abgehalten. Dr. Hannes Leidinger ist Autor von "Habsburgs langes Sterben" und hat vielfach zum Untergang der Monarchie und ihrem kulturellen Nachleben publiziert.
In Österreich stellen Monarchist:innen momentan besonders nach dem Tod von Otto Habsburg keine wirkliche politische Kraft mehr dar, aber anderswo hat diese Idee nicht nur ein kulturelles Nachleben, wie ein Blick nach Deutschland zeigt. Dort hat eine Vereinigung, die sich "Reichsbürger" nennt, das offene Ziel, die Monarchie wiederherzustellen. Der deutsche Immobilienmakler Heinrich XIII. Prinz Reuß wurde in diesem Zusammenhang sogar 2022 festgenommen, weil ihm die Planung eines monarchistischen Staatsstreichs in Deutschland vorgeworfen wurde. Pläne für den Coup waren gut koordiniert und einige Mitglieder schwer bewaffnet.
Von einer ganz anderen Seite kommen die monarchistischen Bestrebungen der Vordenker des Silicon Valley in den USA, die davon träumen, die US-amerikanische Präsidentschaft durch ein monarchisches System zu ersetzen. Auch US-Präsident Donald Trump werden solche Bestrebungen vorgeworfen, wogegen Millionen von Amerikaner:innen in den No Kings-Protesten auf die Straße gingen.
Ist der Monarchismus also eine Kraft der Vergangenheit oder kehrt er zurück? Und welche Rolle spielt er in Österreich heute? Philipp Blom spricht mit Katrin Keller und Hannes Leidinger über den langen Schatten der Monarchie und ihren Glanz und wie immer sind Sie herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen: Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns! Haben Sie eine Meinung zur kulturellen Präsenz des Habsburgerreiches und der Monarchie in Österreich und in Europa? Sie erreichen uns unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Der weibliche Einfluss in Europas Dynastien - Workshop im Rahmen des Projekts "Dynastic Continuity in an Age of Crisis? The Habsburgs in the Revolutionary and Napoleonic Wars (1792-1815)" vom 12. bis zum 14. November am Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Östererichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
