Zwischen Ressourcenknappheit und Wegwerfgesellschaft

7. Juli 2021, 13:00

Die Maßnahmen der Lockdowns und die damit einhergehenden Einschränkungen des privaten Konsums haben laut Österreichischer Nationalbank die Sparquote verdoppelt. Insbesondere in einkommensstärkeren und von Covid19 wirtschaftlich weniger betroffenen Haushalten wurden Milliarden zur Seite gelegt, weil klassische Konsumbereiche - wie etwa das Reisen oder Lokalbesuche - monatelang zum Erliegen kamen. Jetzt wird erwartet, dass "nachholender Konsum" verstärkt zur Erholung der Wirtschaft beiträgt.

Was sagt das Konsumverhalten generell über eine Gesellschaft aus? Was und wie konsumieren die Menschen in Österreich und wodurch haben sich die Konsumgewohnheiten in den letzten einhundert Jahren verändert?

Diesen Fragen geht ein, vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien initiiertes Projekt nach, bei dem 1.500 Menschen der Jahrgänge zwischen 1920 und 1958 aufgefordert wurden. in autobiographischen Erzählungen über ihre Konsumgewohnheiten im Wandel der Zeit zu berichten. 122 Beiträge wurden retourniert, die Hälfte von ihnen hat die Zeithistorikerin Helene Belndorfer in einem reichhaltig illustrierten Buch mit dem Titel "Wegwerfen ist eine Sünde" auszugsweise veröffentlicht. Das Spektrum reicht von der Not und der Ressourcenknappheit in Krisen- und Kriegszeiten bis zur Entstehung der Wegwerfgesellschaft und wirft zwangsläufig Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen nachhaltigen Konsumierens auf.

Wird nach Corona anders, vielleicht bedachter konsumiert werden? Wird sich unser Mobilitätsverhalten, etwa auch unsere Reisetätigkeiten, verändern?

Die Zeithistorikerin Helene Belndorfer ist zu Gast bei Andreas Obrecht und wie immer freut sich die Redaktion über rege Beteiligung an der Diskussion unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 telefonisch während der Sendung.

Erzählen Sie von Ihren Konsumerfahrungen und auch von den Veränderungen Ihres Konsumverhaltens im Laufe der Zeit. Welchen Einfluss hatten die Lockdowns auf Ihre Konsumgewohnheiten und werden sich diese im Zuge der Rückkehr zur Normalität verändern? Stimmt es, dass sich unsere gegenwärtige Gesellschaft zu stark über den Konsum definiert? Lassen sich "guter Konsum", der die Wirtschaft stützt, und "schlechter Konsum", der ökologische Schäden nach sich zieht, überhaupt voneinander trennen? Welche Bedeutung hat privater Konsum bzw. auch Konsumverweigerung insbesondere auch für junge Menschen?

Service

Buch:

Helene Belndorfer (2019): Wegwerfen ist eine Sünde. Österreichische Konsumgeschichten aus beinahe hundert Jahren. Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Andreas Obrecht