Interkulturelle Männerarbeit gegen Gewalt

7. Juli 2021, 16:05

1. Gewalt gegen Frauen - Die Caritas-Präventionsprojekte DIVAN und CariM

Der "Mordfall Leonie" wurde schnell zum Politikum: Es geht um Femizid, Integrationspolitik und Abschiebungen. Ermittelt wird gegen junge Männer aus Afghanistan. Wer ist schuld? Wie hätte man das vermeiden können? Wie konnte es so weit kommen? Was tun gegen Sexismus, der in letzter Konsequenz in Gewalt gegen Frauen und Mädchen gipfelt? Gewalt im Namen der Ehre, Zwangs- und Teenagerheirat - das sind Themen, die auch in Österreich Realität sind. Nicht nur in migrantischen Communities, aber auch.
Die Caritas der Diözese Graz-Seckau betreibt zwei Einrichtungen, die sich dem Schutz von Frauen und Mädchen verschrieben haben: "DIVAN" bietet seit zehn Jahren betroffenen Frauen muttersprachliche Beratung und Hilfe an. Neu hinzugekommen ist das Projekt "CariM", das als Anlaufstelle für interkulturelle Männerarbeit betroffene Burschen und Männer bei sogenannten "Ehrkonflikten" berät.
Maria Harmer hat die beiden eng miteinander verwobenen Caritas-Projekte in Graz besucht.


2. Niederlande: Lale Güls Ausbruch aus einer konservativ-muslimischen Community

Im Badeanzug am Strand liegen, Musik hören, daten, (Beistrich ergänzt) wen sie möchte - das sind Freiheiten, die die 24-jährige Muslimin Lale Gül nie hatte. Ihr Debütroman "Ik ga leven" ("Ich werde leben") sorgt für heftige Diskussionen in den Niederlanden, denn darin schildert die junge Frau das Aufwachsen in einer konservativen türkisch-islamischen Familie, den Druck der Eltern und der Community und wie sie sich davon schließlich befreit hat. Der Preis dafür war hoch: Bruch mit der Familie, Ausschluss aus der Community, sie wurde auf offener Straße bespuckt und musste wegen Morddrohungen eine Zeit lang sogar untertauchen. Politisch rechten Kreisen rund um den niederländischen Politiker Geert Wilders kommt Lale Güls Buch gerade recht, um mit dem Schicksal der jungen Frau eine generelle Islamfeindlichkeit zu legitimieren. Unter niederländischen Musliminnen und Muslimen sorgt das Buch vor allem für Verunsicherung und schürt die Angst, einmal mehr zur Projektionsfläche für Pauschalverurteilungen zu werden. Lale Güls Buch hat ein Erdbeben ausgelöst, das die Niederlande abseits von Lagern wie politisch links und rechts, muslimisch und nicht-muslimisch, spaltet. Jara Majerus hat in den Niederlanden für "Praxis" unter anderem mit der Autorin Lale Gül gesprochen.


3. Studie: Religionen sind wichtig im Kampf gegen Corona

Religiöse Akteure sind ein wichtiger Faktor bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie: Das ist ein Ergebnis eines umfassenden, wissenschaftlichen Forschungsprojekts. Auftraggeber war das Auswärtige Amt Deutschlands. Erarbeitet wurde der Forschungsbericht von einem Team deutscher Politikwissenschaftlerinnen und Soziologen. Sie bringen Best-Practice-Beispiele und Worst-Case-Szenarien aus aller Welt und befassten sich mit Religionsgemeinschaften als zivilgesellschaftlichen Partnern von Regierungen und der Weltgesundheitsorganisation WHO. So hätte die Pandemie etwa in Indien die religiösen Spannungen verschlimmert. In einigen Ländern - genannt werden Kenia, Afghanistan und die Ukraine - hätten sich sogenannte interreligiöse Gremien, "als institutionalisierte Dialog- und Beratungsforen herauskristallisiert oder - wo schon vorhanden - in der Krise bewährt". Auch das grassierende Phänomen der sich verbreitenden Verschwörungsmythen wird im Forschungsbericht unter dem Titel "Religiöse Akteure als Teil der Lösung oder Teil des Problems?" aufgegriffen. - Gestaltung: Sandra Szabo

Service

Caritas Steiermark Divan
Caritas Steiermark CariM
Biber Blog, Aleksandra Tulej, "Typisch Afghanen halt", 2. Juli 2021
Buch, Lale Gül, "Ik ga leven" (Dutch Edition), Prometheus Verlag 2021
Die Rolle von religiösen Akteuren in der COVID-19-
Pandemie: Eine theoriegeleitete empirische
Analyse mit politischen Handlungsempfehlungen

Sendereihe

• Praxis - Religion und Gesellschaft

Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

• Ö1 Dossier Coronavirus