Grafik einer verstopften Arterie

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Medizin und Gesundheit

Wirksame Strategien zur Senkung des Cholesterinspiegels

Nicht nur der Fettgehalt unserer Nahrung ist zu hoch, sondern auch der unseres Blutes. Besonders der Spiegel des "bösen" LDL-Cholesterin in der Durchschnittsbevölkerung steht bei Medizinern in der Kritik. "Generell werden von den Betroffenen erhöhte Cholesterinwerte nicht besonders ernst genommen, vor allem auch deshalb, weil man sie nicht spürt", bedauert unser Sendungsgast, die Innsbrucker Internistin Susanne Kaser. Dabei führen sie, wie allseits bekannt, zu Gefäßverkalkungen und - im schlimmsten Fall - zu Herzinfarkt und Schlaganfall.

Risikogruppen

Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits von einem solchen Ereignis betroffen waren, bzw. Personen, bei denen weitere das Herzkreislaufsystem belastende Faktoren vorhanden sind - also Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes. Auch Menschen mit einer schweren chronischen Nierenerkrankung sollten vorsichtig sein.

Manchmal liegt es in der Familie

Nicht zu vergessen sind jene Menschen, bei denen eine familiäre Hypercholesterinämie vorliegt. Sie weisen genetisch bedingt einen stark erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegel auf und haben häufig schon in sehr jungen Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wer also ein Familienmitglied hat, dass bereits ungewöhnlich früh im Leben von so einem Ereignis betroffen war, sollte seine Cholesterinwerte abklären lassen. Bei einem LDL Wert von über 190 mg/dl ist die Wahrscheinlichkeit groß, an der familiären Form der Hypercholesterinämie erkrankt zu sein.
Bei frühzeitiger Behandlung mit Medikamenten (schon im Kindes- oder Jugendalter) ist die Lebenserwartung so hoch wie die eines gesunden Menschen.

Je niedriger desto besser

2019 wurden von der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) die Dyslipidämie-Leitlinien aktualisiert. Das LDL soll nun noch tiefer gesenkt werden als bisher - nach der Devise: "Je niedriger-desto besser", insbesondere bei Personen mit hohem Risikoprofil. Für Menschen mit einem leicht erhöhten LDL-Wert ohne weitere Risikofaktoren für ein kardiovaskuläres Ereignis empfehlen Susanne Kaser und unser zweiter Sendungsgast, der Internist und Kardiologe Walter Speidl eine fettarme Ernährung, mehr Bewegung und Nikotinabstinenz. Risikopatienten hingegen sollten Medikamente einnehmen. Die erste Wahl sind die seit vielen Jahren eingesetzten Statine. Sehr wirksam ist laut Walter Speidl eine Ezetimib-Statin-Kombinationstherapie. Ezetimib ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Azetidone und vermindert die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm.

Hochwirksame Medikamente

Können die Zielwerte mit Statinen und/oder Ezetimib nicht erreicht werden, so stehen seit sechs Jahren die so genannten PCSK9-Inhibitoren zur Verfügung. Dabei handelt es sich um gentechnologisch hergestellte, wirkungsvolle, aber auch sehr teure Substanzen. Die PCSK9-Inhibitoren greifen gezielt in den Fettstoffwechsel ein und senken den LDL-Wert enorm ab. Für Personen, die an einer familiären Form der Hypercholesterinämie leiden, oder für Hochrisikopatienten, stellt diese monoklonalen Antikörper eine neue Therapieoption dar. Die radikale Senkung des LDL auf die Werte eines Kindes (um die 30 mg/dl) ist damit möglich geworden.
Studien belegen, dass sowohl durch Statine als auch durch PCSK-9 Hemmer kardiovaskuläre Ereignisse reduziert werden können. Auch die Überlebensrate wird dadurch erhöht.

Neuheiten

Weiters kommen in Kürze zwei neue Substanzen auf den Markt: Die Bempedoinsäure greift so wie die Statine bei der Cholesterinproduktion in unserem Körper ein und kann dann eingesetzt werden, wenn ein Statin nicht so gut vertragen wird. Und der neue PCSK9-Inhibitor Inclisiran muss statt alle zwei Wochen nur mehr zwei Mal jährlich gespritzt werden.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Mag.a Nora Kirchschlager
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

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Service

Studiogast im FH Wien:

Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Walter Speidl
Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfacharzt für Kardiologie und Intensivmedizin
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Abteilung für Kardiologie
Leiter der Kardiologischen Lipidambulanz
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 40400-46230 (Ambulanz)
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Gästin am Telefon:

Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Kaser
Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Diabetologie
Medizinische Universität Innsbruck
Universitätsklinik für Innere Medizin I
Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
Anichstrasse 35
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Tel.: 0 50 504-81407
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