Oliver Tanzer über Jean de La Fontaine

9. Juli 2021, 06:56

Es ist nicht zu leugnen und zeigt sich schon seit Jahren, dass Unzufriedenheit um sich greift. Mit der Demokratie, den Parteien, der Politik und den Zuständen überhaupt. Es ist ja ein altes Lied. Jean de La Fontaine hat es bereits gesungen, da strahlte in Versailles noch der Sonnenkönig. Der Poet kleidete seine Sorgen in einen Unkenruf, wie folgt:

Müde der Demokratie, schrien die Frösche tausendtönig
Und nicht eher ruhten sie, als dass Jupiter einem Herren sie machte untertänig
Vom Himmel herab fiel ein höchst friedfertiger König,
nur ein Klotz lag da im Moor.
Bald kommt herbeigejagt ein großer Hauf und diese Frösche gar nicht dumm,
sprangen voll Vertrauen auf ihrem König dreist herum.

Bald aber macht das dumme Volk dem Jupiter wieder viel Kopfzerbrechen.
Gibt uns einen König, der sich regen kann und sprechen.
Einen Kranich nun sendet der Göttervater den Frechen
Und der beginnt die Frösche zu verspeisen und abzustechen
Wie die Frösche Klag erheben spricht Jupiter: Was denn nun?
Zunächst war's wohl der klügste Rat
zu wahren euren alten Staat.
Da dies nun nicht gescheh'n, so sollt es euch genügen,
dass euer Fürst voll Milde und Sanftmut war
Aber nein, behaltet ihr nun den,
denn sollt' er euch nicht liegen
werdet einen Schlimmeren
ihr von mir noch kriegen.

Hier endet die Fabel im Desaster. Doch das wäre kein schöner Morgen, dem Menschen das Schicksal der Frösche auszuborgen. In diesem Sinn sei ein schönes echtes Demokratie-Projekt aus deutschen Ländern angeführt, in dem man Kindern Kooperation und friedlich Umgang antrainiert. Der Titel des edlen Projekts, so gut als wär's von La Fontaine, kann durchaus auch fürs Ganze stehen: "Wir gegen den Frosch".

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Gestaltung

• Alexandra Mantler