APA/DPA/PATRICK PLEUL
Punkt eins
Kampf dem Kraut
Zähe Gegner: Was bringt ein Gesetz gegen invasive Pflanzen?
Gäste: Univ. Prof. Dr. Gerhard Karrer, Institut für Botanik, Boku Wien und Mitglied der International Ragweed Society & Dipl. Ing.in Barbara Becker, Ökologin.
Moderation: Elisabeth Scharang.
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16. Juli 2021, 13:00
Das Burgenland hat als erstes Bundesland in Österreich ein Gesetz gegen eine Pflanze erlassen: Ragweed, auch als Ambrosia, Fetzenkraut oder beifußblättriges Traubenkraut bekannt, wird nun per Gesetz der Kampf angesagt. Der aus Nord-Amerika stammende Neophyt produziert im Sommer und Herbst große Mengen Pollen, der Heuschnupfen, Ausschläge, Bindehautentzündungen und überdurchschnittlich häufig auch Asthma verursacht. Geschätzte 115.000 Ragweedpollen-Allergiker*innen gibt es in Österreich
Wie sinnvoll ist ein Gesetz gegen eine Pflanze und wie ist es exekutierbar? Prof. Gerhard Karrer von der Wiener Universität für Bodenkultur hat den Gesetzesvorschlag als Experte mitverfasst. Während Kritikerinnen und Kritiker das Gesetz als zahnlos bezeichnen, findet der Botaniker eine breite Bewusstseinsbildung über Neophyten wichtiger als Strafzahlungen: "Man muss das Objekt schließlich erkennen, um es bekämpfen zu können. Es ist bereits vor Jahren eine Infrastruktur mit Meldestellen und Ragweedbauftragten in den Gemeinden vorbereitet worden. Das Projekt ist zwischendurch wieder eingeschlafen, aber durch dieses Gesetz kann man nun darauf zurückgreifen."
In welchem Maße und auf welche Weise verbreiten sich Neophyten, also invasive Pflanzen, in Österreich und Europa? Welche Konsequenzen hat das für die Landwirtschaft, das ökologische System und die Gesundheit der Menschen und welche Initiativen gibt es, die versuchen, diesem Problem etwas entgegenzusetzen?
Der japanische Staudenknöterich zum Beispiel erobert große Gebiete entlang aller Verkehrsachsen - egal ob Schiene, Straße oder Wasserstraße. Er verdrängt an Dämmen und Ufern die heimische Vegetation, darunter auch ökologisch wertvolle Feucht- und Trockenwiesen mit hohem Artenreichtum. Seit zehn Jahren geht Barbara Becker, Ökologin bei viadonau, der österreichischen Wasserstraßengesellschaft, die u.a. für die Pflege der Flussufer zuständig ist, gegen den wuchernden Staudenknöterich vor. "Man muss es klar sagen: Wir haben immer noch keine Patentlösung gegen die Verbreitung dieser Pflanze."
Wenn man mit dem Fahrrad bei Tulln an der Donau entlangfährt, erzählt die Ökologin, sieht man das enorme Ausmaß des Problems.: Die Stauden haben sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt. "Es gibt Menschen, die sich den Staudenknöterich in den Garten setzen, weil sie die Pflanze so schön finden", sagt Barbara Becker und wünscht sich vor allem eines: mehr Aufklärung.
Erkennen Sie Neophyten, wenn Sie Ihnen am Wegrand, am Flussufer oder in Ihrem Garten begegnen? Wie sehr sind Sie von den Auswirkungen von Ragweed betroffen, ob als Landwirtin oder als Allergiker? Was halten Sie von Initiativen wie sie Bürgerinnen und Bürger in Hof in Salzburg gestartet haben, um eigenständig gegen den japanischen Staudenknöterich in der direkten Umgebung vorzugehen? Und warum ist man in der Schweiz im Kampf gegen Ragweed erfolgreicher?
Darüber diskutiert Elisabeth Scharang mit ihren Gästen und mit den Hörerinnen und Hörern von Punkt eins: Unter 0800 22 69 79 kostenlos aus ganz Österreich oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Der Österreichische Pollenwarndienst der MedUni Wien hat den Ragweed Finder entwickelt, der es ermöglicht, Fundorte zu melden.
Sendereihe
Playlist
Untertitel: Stuart Murdoch
Sarah Martin
Mich Cooke
Stevie Jackson
Bobby Klidea
Richard Colbum
Chris Geddes
Titel: Another sunny day
Ausführende: Belle and Sebastian
Länge: 04:04 min
Label: Rough Trade Records
Untertitel: Paul Simon
Titel: Leaves that are green
Ausführende: Simon and Garfunkel
Länge: 02:25 min
Label: CBS
Untertitel: Morton Stanford Garson
Titel: Plantasia
Ausführende: Mort Garson
Länge: 03:21 min
Label: Sacred Bones Records.