Arnold Mettnitzer über Paul Watzlawick

21. Juli 2021, 06:56

"Im Leben gibt es zwei Tragödien. Die eine ist die Nichterfüllung eines Herzenswunsches. Die andere ist seine Erfüllung", sagt George Bernard Shaw.

Weniger poetisch Alfred Adler. Er meint: Wir sind Menschen mit dem Lebensstil ewig Reisender und vorsichtshalber nicht Ankommender. Und diese vorsichtshalber nicht Ankommenden, liegen Paul Watzlawick besonders am Herzen. Denn Ankommen, das Erreichen eines Zieles, gilt zwar als wichtiger Gradmesser für Erfolg, Macht, Anerkennung und Selbstachtung. Weil aber dieser Weg zum Erfolg beschwerlich ist, - denn erstens müsste man sich anstrengen und zweitens kann auch die beste Anstrengung schiefgehen -, empfiehlt es sich, statt sich auf eine ,Politik der kleinen Schritte' und auf ein überdies vernünftiges, erreichbares Ziel hin festzulegen, dieses Ziel bewunderungswürdig hoch und am besten unerreichbar zu setzen.

Wenn es also, wie der Dichter sagt, im Leben zwei Tragödien gibt, die Nichterfüllung eines Herzenswunsches und seine Erfüllung, liegt es doch auf der Hand, meint Watzlawick, sich mit der Tragödie der Nichterfüllung zu begnügen. Nur so entgeht man dem Katzenjammer eines erreichten Zieles. Kaiserin Sissi, die vielleicht unglücklichste Frau ihrer Zeit, notiert in ihr Tagebuch: "Der kleine Wunsch dem größeren weicht, nie zieht ins Herz Genügen ein und hast du je dein Glück erreicht, so hört es auf dein Glück zu sein."

Service

Paul Watzlawick, "Anleitung zum Unglücklichsein", Piper Verlag

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler