Eine polnische Frau hält ein Plakat.

AFP/WOJTEK RADWANSKI

Praxis - Religion und Gesellschaft

Polens Abschied vom Katholizismus

Polen: Katholische Kirche in Turbulenzen +++ Deutschland: Angela Merkel und die Religion +++ 70 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention - Ausgedient oder aktuell?

1. Polen: Katholische Kirche in Turbulenzen

Jahrzehntelang hat die katholische Kirche in Polen eine breite Anerkennung in der Gesellschaft genossen, vor allem als Bollwerk gegen den Kommunismus. Nun befindet sich die Kirche in einer tiefen Krise, denn zu lange wurden Probleme unter den Teppich gekehrt, die nun ans Licht kommen: Insgesamt 368 Anzeigen wegen sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen sind in den vergangenen beiden Jahren bei den Diözesen und Männerorden in Polen eingegangen. Dazu kommt der radikale Anti-Abtreibungskurs des Klerus, der vor allem unter den polnischen Frauen für Unmut sorgt. Und selbst das Bild des 2014 heiliggesprochenen Papstes aus Polen, Johannes Paul II., hat Kratzer abbekommen. Martin Motylewicz hat in Polen recherchiert.


2. Deutschland: Angela Merkel und die Religion

In wenigen Wochen wird Angela Merkel als deutsche Bundeskanzlerin abgelöst. Damit endet eine 16-jährige Amtszeit, in der Merkel zahlreiche Krisen bewältigen musste: die Finanz- und Eurokrise, das Flüchtlingsdrama - und zuletzt auch noch die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe im Südwesten Deutschlands. Ruhig und besonnen - so hat sich Merkel in diesen Situationen gezeigt. Mit klarer Haltung und auch einem starken Werte-System, das bei Merkel nicht nur von ihrer politischen Partei herrührt, der Christlich Demokratischen Union Deutschlands CDU, sondern auch von ihrer Sozialisierung als evangelische Pfarrerstochter. Zum Thema hat Angela Merkel ihren Glauben selten gemacht. Doch wie hält sie es tatsächlich mit der Religion? Über die Gretchenfrage der deutschen Bundeskanzlerin berichtet ORF-Berlin-Korrespondentin Verena Gleitsmann.


3. 70 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention - Ausgedient oder aktuell?

"Don't shoot at the people. Keep a distance to the boat", hört man die Mitarbeiterin der deutschen Seenotrettungsorganisation "Sea Watch" im Sprechfunk. Ein Video zeigt, wie ein Schiff der libyschen Küstenwache in der Such- und Rettungszone von Malta ein kleines Flüchtlingsboot beschießt, verfolgt und zu rammen versucht. Am 28. Juli 1951 ist die Genfer Flüchtlingskonvention auf einer Sonderkonferenz der UNO verabschiedet worden, Österreich hat sie 1957 ratifiziert. "Männer, Frauen und Kinder vegetieren auf europäischem Boden im Dreck in den Elendslagern in Griechenland vor sich hin, Mindeststandards der humanitären Hilfe werden schlichtweg missachtet. Es fehlt meist nicht an den zur Verfügung stehenden Mitteln, sondern schlicht am politischen Willen", meint Klaus Schwertner, geschäftsführender Direktor der Caritas Wien und warnt davor, die Genfer Flüchtlingskonvention zu totem Recht verkommen zu lassen. 70 Jahre nach ihrer der Verabschiedung würden Staaten heute oft nicht einmal mehr versuchen, Rechtsbrüche zu verschleiern, kritisiert Adel-Naim Reyhani vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte. Im politischen Diskurs gerät die Genfer Flüchtlingskonvention, auf der die Asylgesetzgebungen der Länder basieren, immer wieder unter Druck, etwa in der Debatte um sichere oder nicht-sichere Herkunftsländer. Susanne Krischke hat nachgefragt: Ist die Genfer Flüchtlingskonvention noch zeitgemäß?

Service

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SAG ES NIEMANDEM | Ganzer Dokumentarfilm von Tomasz Sekielski
Wikipedia: Angela Merkel
UNHCR Österreich
UNHCR: Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951
Ludwig Boltzmann Institut: Grund- und Menschenrechte
Sea Watch
Caritas Österreich
Caritas: Flüchtlingskonvention einhalten

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