Ein Krallenaffe.

DANIEL ZUPANC

Vom Leben der Natur

Vielgestaltige Bewohner des Regenwaldes

Der Tierpfleger Alfred Maier vom Tiergarten Schönbrunn spricht über die Krallenaffen.
Teil 3: Außergewöhnliche Fortpflanzung
Gestaltung: Nora Kirchschlager

Krallenaffen sind die einzige Primatenart, die statt Fingernägeln Krallen hat.
Es gibt 41 unterschiedliche Arten. Die bekanntesten sind die Kaiserschnurrbarttamarine mit ihren langen, weißen Schnurrbärten, die schwarzen Springtamarine, die vier Meter aus dem Stand springen können, die kleinen und scheuen Zwergseidenaffen, die goldenen Löwenäffchen mit ihrem orange leuchtenden Fell, Weißbüscheläffchen und Lisztaffen, aufgrund der ähnlichen Haarpracht nach dem Komponisten Franz Liszt benannt.

Die Heimat der Krallenaffen ist der Amazonas-Regenwald. Sie ernähren sich von Insekten, Früchten und nahrhaften Baumsäften. Die Zwergseidenaffen sind an die Aufnahme der gummiartigen Säfte sogar anatomisch angepasst. Ihre Zähne stehen im Unterkiefer leicht nach vor, sodass sie die Rinde der Bäume gut aufbeißen können. Die Feinde der Krallenaffen sind Schlangen, Greifvögel und der Mensch. Wie viele anderen Tierarten sind auch sie durch die anhaltende Zerstörung des Regenwaldes stark bedroht.

Krallenaffen leben in Gruppen von etwa zehn Tieren zusammen. Sie bestehen aus einem Elternpaar mit zwei bis drei Generationen Jungtieren. Sie kommunizieren untereinander mit Lauten, die an Vogelzwitschern erinnern, aber auch mit Duftstoffen in Urin und Kot. Jede Affengruppe hat ihren eigenen "Dialekt", der von Mitgliedern anderer Gruppen nicht immer verstanden wird. Neu Dazugestoßene können das fremde Idiom aber rasch lernen. Krallenaffengruppen haben einen engen Zusammenhalt. Sie betreiben intensive Fellpflege und schlafen alle gemeinsam in einer Baumhöhle oder einer dicht bewachsenen Astgabel - und zwar 12 Stunden lang, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.

Zweimal im Jahr ist bei den Krallenaffen Paarungszeit. Die Fortpflanzung erfolgt monogam, hin und wieder paart sich ein Weibchen auch mit mehreren Männchen. So weiß niemand, wer der Vater ist und das Weibchen kann sicher sein, dass sich immer jemand um ihre Jungen kümmern wird.
Krallenaffen bekommen in der Regel zweieiige Zwillinge. Das Besondere: Die Plazentamembranen wachsen im Mutterleib zusammen und die Jungtiere tragen auch Gene ihrer Geschwister in sich.

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GESPRÄCHSPARTNER:
Alfred Maier
Revierleiter bei den Affen im Tiergarten Schönbrunn

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