Kondome

APA/DPA/OLIVER BERG

Medizin und Gesundheit

Safer Sex ist auch anno 2021 noch eine super Idee

Sommer, Sonne, Sex. Jetzt - mit weniger Corona-Angst im Nacken - vielleicht noch mehr und freizügiger als sonst. Gut so. Aber bitte mit Kondom in Griffweite. Denn Geschlechtskrankheiten gibt es viele. Zum Beispiel die Syphilis. Nein, von dieser Krankheit waren nicht nur vor 200 Jahren lebende Dichter und Musiker betroffen. Vor rund 20 Jahren ist die "Lustseuche" - oder noch schlimmer - "Geschlechtspest", wie sie früher bezeichnet wurde, wieder nach Europa zurückgekehrt.

Viele Erkrankte

Seither stiegen die Fallzahlen kontinuierlich an. In Deutschland wurden 2019 7.889 Syphilis-Fälle gemeldet. In Österreich gibt es für Geschlechtskrankheiten keine Meldepflicht, sondern nur eine Meldeempfehlung. Laut unseren Sendungsgästen Dr.in Claudia Heller-Vitouch und Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger (beide Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten) ist die Situation hierzulande ähnlich. Man kann von rund 800 Syphilis-Neuerkrankungen pro Jahr ausgehen.
Syphilis wird mit Antibiotika behandelt und hat deshalb ihren Schrecken verloren. Wichtig ist allerdings, dass man rechtzeitig zum Arzt geht.
Stark angestiegen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Zahl der an Gonorrhoe erkrankten Personen. Typische Symptome des "Tripper" beim Mann sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen und gelblich-cremiger Ausfluss aus der Harnröhre. Bei Frauen kann eine unbehandelte Gonorrhoe Gebärmutter und Eileiter befallen. Das Problem: Die Gonokokken entwickeln immer mehr Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika.

Quälender Juckreiz

Erst seit kurzem macht sich noch eine weitere, bereits ausgestorben geglaubte Krankheit bei uns wieder breit: Skabies - die Krätze. Überträger sind Milben, das Leitsymptom ist ein starker Juckreiz zwischen den Fingern, an Handgelenken, Ellenbogen sowie an Brust und Genitalien.
Man findet kleine Knötchen mit millimetergroßen Milbengängen, die meistens aufgekratzt sind. Die zerkratzen Hautareale können sich durch Hautkeime zusätzlich entzünden. Bei längerem Bestehen geht die Skabies in die ekzemartige Form über.
Der Nachweis der Milben gelingt unter dem Mikroskop. Die Behandlung erfolgt mittels einer Creme mit dem Inhaltsstoff Permethrin (Insektizid).

Besser auf der sicheren Seite

Die Hauptursache für das Ansteigen der Erkrankungszahlen in den vergangenen 20 Jahren ist die schwindende Angst vor HIV/Aids aufgrund der besseren Behandlungsmöglichkeiten. 90 Prozent aller sexuell übertragbaren Erkrankungen entstehen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr.

HIV - Mittlerweile sehr gut behandelbar

HIV-Infektionen nehmen nicht zu, die Zahlen sind seit Jahren gleich. Pro Jahr werden in Österreich rund 500 Neuerkrankungen diagnostiziert. HIV ist mit Medikamenten heutzutage so gut behandelbar, dass die Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen können. Wichtig ist es, sich bei häufigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr auf HIV testen zu lassen, um eine potentielle Infektion schon frühzeitig therapieren zu können. Seinen Status zu kennen ist natürlich auch wichtig, um andere Personen nicht anzustecken.
Seit Jänner 2018 ist in Österreich eine Prä-Expositions-Prophylaxe - besser bekannt unter dem Namen "PrEP"-Pille - erhältlich. HIV-negative Menschen können sich bei richtiger Einnahme dieses Medikaments vor einer Infektion schützen.

Weitere sexuell übertragbare Erkrankungen

Zur großen Gruppe der STDs, der sexually transmitted diseases ("sexuell übertragbare Krankheiten") zählen viele weitere Erkrankungen: Etwa Infektionen mit Chlamydien (häufigste Ursache für unerfüllten Kinderwunsch), Herpes genitalis und Pilzinfektionen. Außerdem haben etwa zwei Milliarden Menschen eine Hepatitis-B-Infektion durchgemacht - die Viren werden vor allem beim Sex oder durch Blut übertragen. Und nicht zu vergessen - eine Infektion mit den Humanen Papilloma-Viren kann zu Gebärmutterhalskrebs führen. Eine Impfung schützt davor.

Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung und Redaktion: Mag.a Nora Kirchschlager

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Hatten Sie schon einmal eine sexuell übertragbare Krankheit?

Oder sind Sie nach wir vor erkrankt?

Welche Beschwerden haben Sie?

Wie wurden/werden Sie therapiert?

Service

Sendungsgast im Funkhaus Wien:

Dr.in Claudia Heller-Vitouch
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Leiterin des Pilzambulatoriums Hietzing
Lainzer Straße 58
1130 Wien
01/877 00 57
E-Mail
Homepage

Per Telefon zugeschaltet:

Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger
Klinik Landstraße
Leiter der Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Vorstand des dortigen Zentrums für sexuelle Gesundheit
Juchgasse 25
1030 Wien
01/71165/2707
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Sexually Transmitted Diseases und dermatologische Mikrobiologie
Aids-Hilfen Österreichs
Hepatitis Hilfe Österreich
Sexuell übertragbare Krankheiten
Infos zur HPV-Impfung
Warnung vor mehr Geschlechtskrankheiten durch Corona-Virus Pandemie
Lass Dich testen
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