Innenhof in Kuba

ORF/URSULA BURKERT

Ambiente - von der Kunst des Reisens

Fernwehreise 7: Havannas ungeschminktes Gesicht

Zwischen Verfall und Wiederaufbau - Eine Reise durch Kubas Hauptstadt, akustisch dokumentiert von Ursula Burkert

Kuba und im Speziellen Havanna verändern sich stark. Die Karibikinsel dockt immer mehr an die westliche Welt an: An öffentlichen Plätzen in der Nähe von Hotels sorgen z.B. Internet-Hot-Spots für Menschenansammlungen, die umgedrehten blauen Anker als Zeichen für Paladares (privat geführte Unterkünfte und Restaurants) häufen sich, Kubaner dürfen reisen, Autos und Wohnungen kaufen. Habana Vieja, wo sich die meisten Touristen tummeln, die noch das "alte, unverfälschte" Havanna erleben wollen, hat sich teilweise sehr herausgeputzt. Dennoch halten sich neben elegant renovierten Palästen die Fassaden abbruchreifer Häuser gerade noch aufrecht. Bäume wachsen aus den Ruinen, in welchen Katzen und Obdachlose wohnen. Dieser Anblick ist in Centro Habana noch häufiger, dort fürchten die Bewohner vor jedem Hurrikan, dass ihnen das Dach über dem Kopf zusammenfällt.

Einige Privatinitiativen, aber auch die staatliche Denkmalschutzkommission unter Eusebio Leal bemühten sich darum, die Gebäude vor dem Einstürzen zu retten, aber auch den Charakter der Altstadt zu erhalten. Immerhin gehört Habana Vieja seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe. "Arte Corte" ist so eine Initiative, die sich sowohl für die soziale Resilienz als auch für die Restaurierung verfallender Häuser in Alt-Havanna einsetzt. Außerdem bringt ihr Gründer, der Friseur Gilberto Valldares, genannt "Papito", auch noch in "seiner" Straße die Kunst und Kultur ins Spiel. Die einst heruntergekommene Straße mit Ruinen ist heute mit Lokalen, Galerien und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen ein lebendiger Treffpunkt.

Ebenfalls durch privates Engagement konnte in der Calle Concordia in San Leopoldo / Centro Habana der Palazzo Camagüey gerettet werden. Emilio Nunez wuchs in diesem 1913 erbauten Haus auf und erlebte später mit, wie hier 1993 der berühmte kubanische Film "Fresas y chocolate" (Erdbeer & Schokolade) gedreht wurde. Ein paar Jahre später begann er,einen Teil des Hauses in "La Guarida" in eines der besten Restaurants der Stadt zu verwandeln, ohne den morbiden Charme des Gebäudes zu zerstören.

Ursula Burkert hat sich gemeinsam mit Jaqueline Echevaria Carbonell, einer in Österreich lebenden kubanischen Musikwissenschaftlerin und Pianistin auf einen Streifzug durch Havanna und Umgebung gemacht. Sie besuchten die Universität in Miramar auf einem Gelände, das vor der Revolution den amerikanischen "Country Club" beherbergte, wo man in den 1950er Jahren dem farbigen Präsidenten Batista der Zutritt verwehrte. Außerdem machten sie auf der Plaza Vieja beim legendären El Café Escorial Halt und folgten der traditionellen Prozession, die jedes Jahr am 6. Jänner (am Día de los Reyes) zur Erinnerung an die Zeit der Sklaven durch Habana Vieja führt.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Gustavo Santaolalla
Titel: De Usuahia a la Quiaca/instr.
Ausführende: Gustavo Santaolalla /Instrumental
Länge: 01:48 min
Label: Edge Music/DG/Universal 477523

Komponist/Komponistin: Ignatio Cervantes
Titel: Adios a Cuba
Solist/Solistin: Georges Rabol /Klavier
Länge: 02:04 min
Label: CD Opus 111 OPS 1000 SAMPLER

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