Ein blattähnliches Werk der Künstlerin  Sandra Pitkin.

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Radiogeschichten

Existenztrip im Waldviertel

"Die Erfindung der Welt". Von Thomas Sautner. Es liest Eva Mayer

Wäre nicht der fünfstellige Betrag auf ihrem Konto eingelangt, die Schriftstellerin Aliza Berg hätte den affektierten Brief des anonymen Auftraggebers mit der Aufforderung, über "das Größtmögliche, das sich eine Schriftstellerin" vorstellen kann - das Leben - zu schreiben, für einen Scherz gehalten.

Aber der Auftrag ist gut honoriert und die Idee gefällt der Autorin: Wieso sollte nicht genauso gut in der beinah menschenleeren Grenzgegend, die ihr dieser G. auf einer Karte rot eingekreist hat, ein Roman über das Leben spielen können, wie an jedem anderen Ort? Also fährt sie nach Litstein im Waldviertel - und ist im Erzählkosmos des Schriftstellers Thomas Sautner angekommen.

Thomas Sautner, 1970 in Gmünd geboren, ließ in seiner Heimatregion bereits einige Bücher spielen, deren Personal nun zum Teil erneut Position bezieht. Dieses Mal für eine Geschichte, der die ambitionierte Idee zugrunde liegt, so erklärt es der Autor in Interviews, das Größte und das Kleinste zu beleuchten. Dafür stellt Sautner Szenen aus der Fauna und Flora neben menschliche Beziehungsreigen, Quantenphysik neben philosophische Gedankenexperimenten zu Anfang, Ende und Konnex von allem - und darüber thront in diesem Waldviertler Kosmos das Atout des Schriftstellers: die Möglichkeit der Fiktion, der Erfindung der Welt.

Thomas Sautner studierte Politikwissenschaft und Zeitgeschichte. Er arbeitete als Journalist, bevor er 2006 mit "Fuchserde" seinen ersten Roman veröffentlichte. Zuletzt erschienen von ihm "Das Mädchen an der Grenze" und "Großmutters Haus". Thomas Sautner lebt als Schriftsteller und Essayist im nördlichen Waldviertel und in Wien.

Gestaltung: Antonia Löffler
Redaktion: Nicole Dietrich

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Thomas Sautner, "Die Erfindung der Welt". Picus Verlag, 2021

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