GEMEINFREI
Komponistinnen - 24 Porträts aus 3 Jahrhunderten
Mathilde Kralik
Sie übersprang den ersten Jahrgang der Kompositionsklasse, sie gewann Auszeichnungen vor ihren berühmten Klassenkollegen Gustav Mahler und Hans Rott. Mathilde Kralik gelang es sogar ihre Werke nicht nur im Club der Wiener Musikerinnen aufführen zu lassen, sondern auch im Großen Musikvereinssaal.
26. August 2021, 16:55
Sie wurde geboren als Mathilde Kralik von Meyerswalden, in eine berühmte Wiener Familie, die noch heute wichtige Positionen im Wiener Leben einnimmt. Sie vertonte die Dichtung ihres Bruders Richard, trotzdem ist ein Platz im Wiener Cottage einzig nach ihrem Bruder Richard benannt. Ihr Werk wird von einem deutschen Verwandten verwaltet: Der umfangreiche Nachlass aus einem reichhaltigen Schaffen ist einerseits in der Österreichischen Nationalbibliothek und zum anderen Teil im Privatarchiv von Rochus Kralik von Meyrswalden zugänglich.
"Im Jahre 1875 wurde ich Privat-Schülerin von Professor Julius Epstein für Klavier. Er nahm ernsten Anteil an meinen Kompositionen und riet mir zur weiteren Ausbildung bei Anton Bruckner für Contrapunkt, dessen Unterricht ich privat ein Jahr genoss bis zu meinem Eintritt in die Kompositionsschule des Wiener Konservatoriums im Oktober 1876. Ich wurde in den zweiten Jahrgang, Schule Professor Franz Krenn übernommen. Nach Absolvierung des folgenden dritten Jahrgangs erhielt ich den ersten Preis. In den folgenden Jahren pflegten wir in unserem Hause den A-capella-Gesang, wodurch ich mit den Werken der niederländischen, italienischen und deutschen Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts vertrauter wurde. Als meinen hauptsächlichsten Lehrmeister betrachte ich Bach, für die modernen Formen interessiert mich primär Liszt. Meine Kompositionen sind zum Teil gedruckt, zum größeren Teil noch Manuskript."
Mathilde Kralik war Schülerin von Anton Bruckner, Franz Krenn und Julius Epstein. In dem von Bruckner als Notizbuch benutzten Kalender aus dem Jahr 1876 findet sich für den 11. Mai der Eintrag "Frl. Mathilde Kralik ... Privatschülerin". Die Verbindung mit Bruckner fügt sich zur Dramaturgie der heurigen klassischen Klangwolke in Linz, wo Kraliks Sinfonie und ihr Violinkonzert aus den 1930er Jahren sowie aus 1904/überarbeitet 1942 erstmals wieder aufgeführt werden. Es brauchte erst die Gründung eines Female Symphonic Orchestra Austria unter der Leitung seiner Gründerin Silvia Spinnato, dass diese Aufführungen zustande kommen.
Mathilde Kralik, 1857 in Linz geboren, war so begabt, dass sie 1876 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in den zweiten Jahrgang der Kompositionsklasse aufgenommen wurde. Die Jahresabschlüsse gelangen ihr mit Auszeichnungen, Medaillen und Preisen. Ihre sinfonische Abschlussarbeit, das Intermezzo aus einer Suite, durfte sie selbst beim "Concurs der Ausbildungsschule für Komposition" als 20-Jährige dirigieren.
Nach Aufführungen ihrer Oratorien und Chorwerke im großen Musikvereinssal zu Wien und iher Opern in Deutschland wurde Mathlide Kralik zur Mitbegründerin des Clubs der Wiener Musikerinnen, sie engagierte sich für das Werk ihrer Kolleginnen, setzte sich für Frauenrechte ein und organisierte in ihrem Salon in der Weimarer Strasse Konzertmatineen, Noch zeichnet keine Gedenktafel die Wirkungsstätte dieser bedeutenden österreichischen Komponistin aus. Sie starb 1944 in Wien und ist am Wiener Zentralfriedhof begraben.
Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Mathilde Kralik von Meyrswalden/1857-1944
Gesamttitel: Zwischen den Generationen...Entdeckungen aus dem Archiv des Musikvereins 20120315 D1494/1-6 / MZ: 1.08.43 (ohne Nr.4) GZ: 1.12.48 (ohne Nr.4)
D1494/3 Trio in F-Dur für Klavier, Violine und Violoncello
* Feurig bewegt - 1.Satz (00:08:16)
* Langsam, mit Ernst - 2.Satz (00:06:52)
* Sehr schnell - 3.Satz (00:02:17)
* Rasch, energisch - 4.Satz (00:06:34)
Klaviertrio
Solist/Solistin: Georgios Fragkos /Klavier
Solist/Solistin: Laura Balboa Garcia /Violine
Solist/Solistin: Loukia Loulaki /Violoncello
Länge: 02:31 min
Label: Certosa Verlag