Zwischenruf

Harald Kluge über Jesus, UFOs und Aliens

"Jesus, UFOs und Aliens" von Harald Kluge, evangelisch-reformierter Theologe und Pfarrer der reformierten Stadtkirche in Wien

"Was macht Gott in der Nacht?" Der spanische Rabbi Chasdaj Crescas hat sich das im 14. Jahrhundert gefragt und beantwortet: "Gott fliegt mit seinem Wagen zu 18.000 Welten." "Warum Gott das tut?" Darauf antwortet 400 Jahre später Rabbi Pinchas Eliyahu Horowitz von Vilnius im 18. Jahrhundert. "Weil auf diesen 18.000 Welten intelligentes Leben existiert. Und das schaut wohl völlig anders aus als unsere hier auf Erden bekannten Lebensformen. Aber Kreaturen auf diesen 18.000 Welten sind Seine Schöpfung, Seine Geschöpfe. Und deshalb beschließt Gott, dass er sie dann und wann besucht wie auch uns."

Science-Fiction ist heute das Genre, in dem solche Fragen gestellt werden. Und Science-Fiction versucht diese Fragen, ob es Leben außerhalb unserer Atmosphäre geben kann und was das verändern würde, immer auch mit dem Publikum oder dem Leserkreis gemeinsam zu beantworten. Was wäre, wenn es außerirdisches Leben gibt? Würde es für uns und insbesondere die Religionen eigentlich einen Unterschied machen? Wäre es das Ende von Religionen wie das Christentum, weil ja in dessen Lehre bekanntlich Jesus der Weg zu Gott, die Wahrheit und das Leben hinsichtlich aller Aspekte ist. Trifft es dann auch für andere Welten, Planeten, bevölkerte Himmelskörper zu? Neben den bekannten Science-Fiction Autoren wie Stanislaw Lem, Isaak Asimov, Frank Herbert oder Ray Bradbury, die in ihren Werken oft die religiösen Aspekte des Menschlichen thematisieren, ist es die Astronomie, die hier nun begonnen hat zu fragen, welche Auswirkungen hätten Begegnungen mit Aliens oder extraterrestrische Phänomene auf die Religionen? Der US-Astronom David Weintraub hat sich systematisch dieser Frage in religiösen Texten gewidmet und analysiert, wie Alien-kompatibel unsere Religionen sind. Dabei unterscheidet Weintraub offene und geschlossene Religionssysteme. Das Judentum gilt für ihn als offene Religion, weil das besondere Verhältnis von Gott und dem jüdischen Volk als ganz speziell und einzigartig aufgefasst wird. Gott sucht sich dieser Auffassung nach, einen Weg zu seinen Kreaturen, also auch zu Aliens. Ähnlich sei auch der Buddhismus in dieser Hinsicht offen und spricht von vielen möglichen Wegen.

Als kleinen Test für die Alienkompatibilität einer Religion stellt David Weintraub dann folgenden Fragebogen zusammen:
"Ist mein Gott, Gott des gesamten Universums?"
"Würde meine Religion auch für Geschöpfe auf anderen Planeten funktionieren?"
"Würde es einen Sinn machen, Gewinn bringen, wenn die Annahme von außerirdischer Existenz in meine Religion einfließt?"
"Könnte E.T. meine Religion praktizieren, auch auf einem 500 Millionen Lichtjahre entfernten Planeten?"
"Und kann ich meine Religion auf fernen Planeten Lichtjahre von der Erde ausüben?"
Aber so weit müssen wir gar nicht reisen. Und ob es Aliens überhaupt gibt, ist unklar. Entscheidend ist für mich die Frage: Ist meine Religion mit anderen, fremden Religionen und Weltanschauungen kompatibel? Und wie offen bin ich gegenüber mir fremden Religionen und mir fremden Personen? In der Science-Fiction ist das Unbekannte äußerst reizvoll. Im wirklichen Leben kann es das auch sein.

Sendereihe

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Philip Glass
Titel: 1000/Thousand Airplanes on the Roof / musikalisches Science fiction Drama
* Nr.13 A normal man is running (00:03:06)
Ausführender/Ausführende: Elektronische Realisation
Ausführender/Ausführende: Linda Ronstadt /Stimme
Länge: 03:10 min
Label: CDVE 39

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