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Radiogeschichten Spezial

Der Ö1 Essay von Moritz Baßler und Heinz Drügh

"Gegenwartsästhetik" von Moritz Baßler und Heinz Drügh. Es liest Martin Vischer

Ästhetische Urteile sind längst nicht mehr auf eine abgehobene Kunstsphäre beschränkt, sie bestimmen unseren Alltag, unseren Konsum, unser Sozialleben und unsere Medienpraxis. Das ist die Ausgangslage für die Germanisten Moritz Baßler und Heinz Drügh im Buch "Gegenwartsästhetik".

Die akademische Disziplin der Ästhetik hat hier nicht Schritt gehalten. Und doch lässt sich nur im Rückgriff auf die Klassiker (etwa Kant) begründen, weshalb das Ästhetische neben Sachwissen und Ethik überhaupt einen eigenen Bereich definiert - eine Wissensform, in der sich Sinneswahrnehmung Begriffsarbeit und Emotionen zu einem sinnlichen Denken vereinen. Doch ästhetische Urteile sind unrein, sie sind durchsetzt von Geschmacksfragen, von moralischen und ethischen Problemen, von persönlichen Abneigungen und Vorlieben.

Moritz Baßler hat in den vergangenen Monaten versucht, in den deutschen Feuilletons eine Debatte über diverse Verirrungen im ästhetischen Urteilen in Gang zu setzen. Eine Debatte, die vor allem auf die immer unschärfer argumentierende Literaturkritik abzielt. Einen Begriff, den er ins Spiel gebracht hat, ist "Midcult". Früher hätte man "Kitsch" gesagt, doch in einer zunehmend auf moralischen Urteilen bauenden Kritik greift man eben auf einen nicht wertenden Begriff zurück. Midcult meint: Triviales wird als Bedeutungsvoll verpackt, formal und sprachlich simple Texte wollen sich unangreifbar machen, indem sie etwa Holocaust, Rassismus und Gender einflechten und sich so gegen Kritik immunisieren.
Gestaltung: Peter Zimmermann

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