Florian Teichtmeister über Arthur Schnitzler

20. Oktober 2021, 06:56

Die folgende Stelle mag ich besonders gern -- auch aus Gründen, weil sie mir manchmal völlig widerstrebt. In diesen paar Zeilen kommen Behauptungen vor, die überhaupt nicht meiner Überzeugung entsprechen und mich deswegen umso neugieriger machen, die sich, meiner Meinung nach, zum Teil auch widersprechen und die eine ganz große streitbare Behauptung aufstellen, nämlich: Ist das, was wir das Leben nennen mehr als ein Spiel oder nicht. Es stammt aus "Paracelsus" und lautet wie folgt:

"Es war ein Spiel! Was sollt' es anders sein?
Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben,
Und schien es noch so groß und tief zu sein!
Mit wilden Söldnerschaaren spielt der Eine,
Ein And'rer spielt mit tollen Abergläubischen.
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgend wer, -
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Es stießen ineinander Traum und Wachen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von Andern, nichts von uns.
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug."
(Paracelsus, Elfter Auftritt)

Die mangelnde Sicherheit in seinen Figuren kenn' ich ganz gut. Privat bin ich froh, hin und wieder einmal Sicherheit zu finden. Aber das Suchen nach Sicherheit ist, glaub ich, niemandem von uns fremd. Jetzt ist es für eine Bühnenfigur -- und in der Darstellung ganz besonders -- natürlich hochspannend, eine Art Drahtseilakt zu vollführen und zu versuchen, von der einen sicheren Seite zu der anderen sicheren Seite zu kommen, während links und rechts der Abgrund droht. Ich glaube, das ist sowohl in der Darstellung als auch im Miterleben als Zuschauer ein großer Gewinn.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler