Florian Teichtmeister

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Florian Teichtmeister über Arthur Schnitzler

"Was die Seele durcheinander rüttelt". Anlässlich des 90. Todestages des Chronisten der Wiener Gesellschaft um 1900 stellt der Schauspieler Florian Teichtmeister seine Lieblingspassagen aus dessen Werken vor

Eine meiner Lieblingsstellen aus dem Schnitzler-Werk, das ich in seiner Gesamtheit natürlich nicht kenne, aber doch einige schöne Stellen daraus, ist eine Stelle aus dem "Weiten Land", wie schon einmal diese Woche zitiert. Der Doktor Mauer sagt in dieser Stelle etwas, was auch mich als Schauspieler bis heute angeht und was, in Bezug auf den Ehrbegriff bei Schnitzler, nicht an meiner Ehre rührt, sondern mich sehr amüsiert. Doktor Mauer sagt:

"Ich bitt' dich, ein Künstler! Die sind alle mehr oder weniger anormal. Schon dass sie sich so wichtig nehmen. Der Ehrgeiz an und für sich ist ja eine Geistesstörung. Dieses Spekulieren auf die Unsterblichkeit! Und die reproduzierenden Künstler, die haben's gar schlecht. Sie mögen so groß sein, wie sie wollen, es bleibt doch nichts übrig als der Name und nichts von dem, was sie geleistet haben. Ich glaub' schon, dass einen das verrückt machen kann." (Das weite Land)

Die Vergänglichkeit der Kunst auf der Bühne ist sehr immanent, das ist ja auch unsere große Chance. Keine Vorstellung gleicht einer anderen, jeder Moment, der im Theater entsteht, ist der Moment, den Zuschauer und Schauspieler in diesem Moment kreieren und teilen und der ist unwiederbringlich. Man kann nur versuchen, so nah wie möglich wieder heran zu kommen.

Es gibt das alte Bonmot davon, dass dem Mimen die Nachwelt keine Kränze flicht. Das hat sich natürlich mit dem Film geändert. Es bleibt etwas über, es bleibt etwas von seinem Werk über, auch bei einem reproduzierenden Künstler. Und es würden sich ein Haufen von Musikern wahrscheinlich melden und dem gerne widersprechen, dass sie als Nicht-Komponisten keinen Impact hätten auf das, was Kunst und die Geschichte der Kunst und der Darbietungen überhaupt ausmacht. Also die Strömungen, die Modernisierungen, die Moden entstehen durchaus durch die reproduzierenden Künstler und nicht durch das Werk allein.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Aram Katschaturian/1903-1978
Album: DIE BESTEN FILMWALZER
Titel: Suite aus Maskerade Walzer /aus dem Film "Krieg und Frieden"
Orchester: RCA Victor Symphony Orchestra
Leitung: Kiril Kondrashin
Länge: 04:25 min
Label: Sony BMG 88697079092

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