ELKE SCHMELZER
Vom Leben der Natur
Baukunst am Acker
Die Biologin Elke Schmelzer über die Ährenmaus - eine Maus, die einzigartige Vorratshügel anlegt.
Teil 1: Doppelgänger Hausmaus
Gestaltung: Kathrin Horvath
2. November 2021, 08:55
Ihr Erscheinungsbild sieht dem einer Hausmaus sehr ähnlich: grauer bis braungrauer Rücken, heller Bauch und ein langer Schwanz. Die Ährenmaus ist eine enge Verwandte der Hausmaus, unterscheidet sich in ihrem Verhalten aber deutlich von ihr. So meidet die zur Langschwanzfamilie gehörende Ährenmaus menschliches Siedlungsgebiet und bevorzugt Wildäcker, Felder und Steppen als Lebensraum.
Um über die kalte Jahreszeit mit ausreichend Nahrung versorgt zu sein, legen Ährenmäuse im Teamwork beeindruckende Vorratshügel an. Bereits im Spätsommer werden verschiedene Getreidesorten, Samen von Ackerbeikräutern, Blütenköpfchen sowie einzelne Maiskörner gesammelt und zu einem bis zu 40 Zentimeter hohen und 170 Zentimeter langen Vorratshügel zusammengetragen. Der Wintervorrat wird abschließend mit Erde abgedeckt. Besonders eifrige Ährenmäuse haben bereits im August ihren Hügel errichtet, andere schließen die Bauarbeiten im November ab. Unterhalb der Vorratskammer befindet sich der Mausbau, der mit der Vorratskammer über verschiedene Gänge verbunden ist. Ährenmäuse können so die kalte Jahreszeit ungestört unter der Erdoberfläche überdauern.
In Österreich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Ährenmaus am Nordwestufer des Neusiedler Sees sowie an nördlich angrenzende Teile Niederösterreichs. Die Art ist laut Roter Liste in Österreich stark gefährdet. Vorratssamen sind rar geworden. Felder, auf denen Vorratshügel angelegt werden, sind meist intensiv genutzt und werden bereits im Herbst nach der Ernte neu bestellt, wodurch angelegte Vorratshügel zerstört werden.
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