Texas - Die Kirchen und die Abtreibung

Texas: Pro Choice vs. Pro Life +++ US-Präsident Biden bei Papst Franziskus +++ Israel und die Heiratsflucht nach Zypern

3. November 2021, 16:05

1. Texas: Pro Choice vs. Pro Life

"Ich denke an die Frauen, die den Zugang zur Abtreibung brauchen, denn nicht jede kann es sich leisten, dafür über die Grenze zu fahren. Es entstehen Hinterhof-Abtreibungskliniken und Frauen riskieren ihr Leben", erklärt die Frauenrechtsaktivistin Jennifer Collins, warum sie gegen die massive Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in Texas auf die Straße geht. "Vor einem Jahr hat Gott mich zur Pro-Life-Bewegung gerufen. Jetzt will ich Menschenrechtsanwältin für ungeborene Kinder werden", meint dagegen die 18-jährige evangelikale Christin Megan, die als Pro-Life-Aktivistin das Gesetz begrüßt.

Das sogenannte "Herzschlaggesetz", das am 1. September in Kraft getreten ist, verbietet Schwangerschaftsabbrüche, sobald der Herzschlag des Fötus festgestellt worden ist. Das kann schon in der sechsten Schwangerschaftswoche der Fall sein. Es gibt keine Ausnahmen bei Inzest oder Vergewaltigung.

Sowohl die US-Regierung des demokratischen Präsidenten Joe Biden als auch Anbieter von Schwangerschaftsabbrüchen hatten gegen das Gesetz geklagt. Während die Mehrheit der Amerikaner/innen für das Recht auf Abtreibung eintritt, sind die christlichen Kirchen in dieser Frage teilweise gespalten: Von den liberalen "Catholics for Choice" über die konservative katholische Bischofskonferenz bis hin zu den mehrheitlich entschiedenen Abtreibungsgegner/innen aus dem evangelikalen Lager. ORF-USA-Korrespondentin Inka Pieh hat in Texas mit Gegnerinnen und Befürworterinnen des neuen Gesetzes gesprochen.

2. US-Präsident Biden bei Papst Franziskus

Für die katholische Kirche der USA ist es ein historisches Treffen. Erst zum zweiten Mal seit John F. Kennedy traf mit Joe Biden ein katholischer US-Präsident offiziell den Papst. Der Besuch kommt zu einer Zeit, in der die katholische Kirche in den USA tief gespalten ist. Bidens Regierung unterstützt das Recht auf Abtreibung, was im Widerspruch zur Position der katholischen Kirche steht. Einzelne US-Bischöfe hatten daher gefordert, Biden von der Kommunion auszuschließen. Die US-Bischöfe kommen im November erstmals wieder persönlich zu ihrer Herbstkonferenz zusammen.

Es wird über das umstrittene Eucharistie-Dokument abstimmt werden, das sich auch mit der Frage befasst, ob Politiker/innen, die die Abtreibung nicht strikt ablehnen, würdig sind, das Sakrament zu empfangen. Bei der Privataudienz sei das Thema Abtreibung nicht angesprochen worden, so Biden, der Papst habe ihn jedoch aufgefordert weiter zur Kommunion zu gehen. "Früher waren die Bischöfe in den USA privat geteilter Meinung, jetzt tragen sie es offen aus. Diese Kirche ist gespalten, sowohl wenn es um Biden geht als auch wenn es um Franziskus geht", analysiert Christopher White, Vatikan-Korrespondent des "National Catholic Reporter", im Interview mit Cornelia Vospernik.

3. Israel und die Heiratsflucht nach Zypern

Die Ehe - der Bund fürs Leben. In so gut wie allen Religionen und Kulturen spielt sie eine zentrale Rolle. Ganz besonders in Israel - hier heiraten mehr als 50 Prozent der neun Millionen Staatsbürger/innen bereits vor ihrem 25. Geburtstag. Doch als eines von nur wenigen Ländern weltweit ermöglicht Israel seinen Bürger/innen keine Ehe am Standesamt. Innerhalb Israels können nur Mitglieder derselben Religionsgemeinschaft untereinander und nach religiösem Recht heiraten.

Für Befürworter/innen der Weg, um die Fortsetzung jüdischer Familientraditionen in einem jüdischen Staat sicherzustellen - Gegner/innen sehen darin einen unzulässigen Eingriff der Religionsbehörden ins Privatleben und fordern seit Jahren eine Reform. Und zehntausende Israelis heiraten ganz einfach im Ausland. Aus Israel berichtet Tim Cupal.

Texas - Die Kirchen und die Abtreibung

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