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Medizin und Gesundheit

Die wichtige Rolle der Ersten-Hilfe in der Rettungskette

Hand aufs Herz: Wüssten Sie, welche Maßnahmen Sie bei einem medizinischen Notfall ergreifen müssten? Der letzte Erste-Hilfe-Kurs liegt immerhin schon viele Jahre zurück und seit der Führerscheinprüfung hat man sich nicht mehr mit der Materie beschäftigt. Dabei wäre die Hand aufs Herz schon einmal ein guter Anfang.

Wenig Übung im Umgang mit Notfällen

Glücklicherweise sind lebensbedrohliche Ereignisse im direkten privaten Umfeld selten. Genau deshalb ist man jedoch in einer Notsituation ungeübt. Viele Menschen haben deshalb derart große Angst davor, einzugreifen, dass sie an einer Unfallstelle lieber vorbeifahren oder die Rettung einer bewusstlosen Person anderen überlassen. Dabei ist bekanntlich das Einzige, das man in einer solchen Situation falsch machen kann, nichts zu unternehmen. Denn am Anfang einer guten Rettungskette, die letztendlich dazu führt, dass eine Person einen Herzstillstand, einen Unfall oder eine Vergiftung überlebt, steht ein beherzter Ersthelfer.

Bessere Überlebenschancen beim plötzlichen Herztod

Der plötzliche Herztod fordert in Österreich jährlich rund 12.000 Menschenleben. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem solchen Ereignis das Spital halbwegs unbeschadet wieder verlassen zu können, kann vom einstelligen Prozentbereich auf theoretisch 70 Prozent angehoben werden, erläutert der Anästhesist Mario Krammel, Präsident des Vereins PULS, der sich der Bekämpfung des plötzlichen Herztodes widmet. Dies konnte etwa bei der Las-Vegas-Casino-Studie bereits zur Jahrtausendwende beeindruckend gezeigt werden. Bei einem beherzten Eingreifen von Ersthelfern, die mit der Herzdruckmassage beginnen, einer raschen Verwendung eines Defibrillators und einer funktionierenden Rettungskette, stehen die Chancen deutlich besser.

Was tun beim plötzlichen Herzstillstand? PULS Rufen-Drücken-Schocken

Durch die Schulung der Menschen in Erster-Hilfe, das Defi-Netzwerk, bei dem auch Rettungsorganisationen auf die Standorte verfügbarer Defibrillatoren zugreifen können oder auch digitale Tools wie die Lebensretter-App, wo erfahrene Ersthelfer in der Umgebung kontaktiert werden, lässt sich so ein ambitioniertes Ziel auch erreichen, wie Mario Krammel berichtet. Und immerhin konnte, durch die Bemühungen der letzten Jahre, die Überlebensrate bereits auf 20 Prozent angehoben werden.

Notfälle im engsten Umfeld

Die meisten Notfälle passieren nicht in der Öffentlichkeit, sondern betreffen die engsten Familienangehörigen in den eigenen vier Wänden: Vom Lebenspartner, der einen Herzstillstand erleidet über den Schlaganfall des Großvaters bis zur 2-jährigen Tochter, die einen Gegenstand verschluckt hat und nun nach Luft ringt.
Um in solchen Situationen richtig zu agieren, werden von den Rettungsorganisationen zahlreiche Auffrischungskurse angeboten. So bietet etwa das Wiener Rote Kreuz Hybrid-Kurse an, wo die theoretische Online-Schulung von zu Hause aus erfolgen kann und nur eine kurze Vor-Ort-Schulung stattfindet.

Beispielvideo "Erste-Hilfe-Tipps Blutungen" mit freundlicher Unterstützung des Wiener Roten Kreuzes

Es sind meist einfache Strategien, die hier zur Anwendung kommen. Schließlich bedienen sich auch die medizinischen Profis simpler Algorithmen und Kochrezepte, um in der stressigen Notsituation richtig zu reagieren.
Ronny Tekal beleuchtet mit seinen Gästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors die wichtigsten Notfälle bei Kindern und Erwachsenen, um in solchen Ausnahmesituationen künftig besser reagieren zu können, vor allem aber als Anreiz, wieder einmal einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Sind Sie schon einmal als Ersthelfer zu einem medizinischen Notfall gekommen?

Wüssten Sie, wo sich an Ihrem Wohnort der nächstgelegene Defibrillator befindet?

Würden Sie sich zutrauen, Erste-Hilfe zu leisten?

Wurden Sie einmal selbst gerettet bzw. wiederbelebt?

Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Dr. Mario Krammel
Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin
Chefarzt der Berufsrettung Wien
Präsident von PULS - Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes
Tel.: +43/1/99 77 259
E-Mail
Homepage

Am Telefon:

Ass.-Prof. Dr. Gudrun Burda
Kinderärztin und Intensivmedizinerin
Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde Meduni WIEN
Department für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin
Stv. Vorsitzende Österreichischer Rat für Wiederbelebung - Austrian Resuscitation Council ARC
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel: +43/1 40400 - 67290
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

PULS-Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes
Erste-Hilfe-Kurse Rotes Kreuz
Erste-Hilfe-Kurse Arbeiter-Samariter-Bund
Kurse der Johanniter
Kurse der Malteser
Kurse des Grünen Kreuzes
Kurse des SMD Rettungsdienstes
Erste-Hilfe-Tipps (Wiener Rotes Kreuz)
Initiative "Drück Mich" inkl. Video (Meduni Graz)
Kinder-Reanimation: Austrian Resuscitation Council ACR
Top 5 - Maßnahmen bei Kindernotfällen (Uniklinikum Bonn)
App "Lebensretter"

Buchtipps:

Franz Keggenhoff, "Erste Hilfe - Das offizielle Handbuch: Sofortmaßnahmen bei Babys, Kindern und Erwachsenen", Südwest Verlag 2021

Malteser, "Erste Hilfe für Babys und Kinder: So reagieren Sie im Notfall richtig", Dorling Kindersley Verlag 2019

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