Ein Stuhl steht auf einem Friedhof zwischen Grabsteinen

APA/GEORG HOCHMUTH

Gedanken für den Tag

"Abschied und Ankommen" von Ida Maria Jaritz, Lehrerin

Mir begegnen des Öfteren Menschen, die ihre Überzeugung mit mir teilen, dass es Gott nicht braucht. Heute nicht und gestern nicht und in unserer fortschrittlichen Welt auch in Zukunft nicht. In einer Gesellschaft, die quasi alles selbst regeln kann, hat Gott, sofern es ihn denn überhaupt jemals gab, ausgedient. Wir sind uns selbst genug. Wir sind vielleicht sogar besser.

Diese, wie ich finde, zuweilen doch selbstüberschätzende Position ist Gott sicherlich nicht fremd, berichtet doch die Bibel schon genau davon: der Abwendung und Ablehnung des Menschen im Angesicht Gottes. Sie berichtet aber auch davon, wie Menschen ihren Weg aus ihrem eigenen Irrgarten wieder zurückfinden und auch daran hat sich, biblisch und gesellschaftskritisch betrachtet, wenig geändert.

Im Angesicht der eigenen Endlichkeit schauen viele Menschen plötzlich wieder auf Gott. Unserer Vergänglichkeit sind wir nach wie vor unerhört hilflos ausgesetzt und gerade in ihr liegt unsere größte Chance wieder zu Hilfesuchenden zu werden und damit Gott zu suchen - und zu finden. "Der Schrei ist die erste Form des Gebets", schrieb der jüdische Philosoph Martin Buber und hatte damit sicherlich nicht unrecht. Es geht nicht um einen Angstschrei oder einen Todesschrei, sondern um einen Hilferuf, dessen Antwort meiner Meinung nach nicht eine Diskussion über selbstbestimmtes Sterben ist.

Wir haben die Tendenz den Tod zu verweigern, gar mit ihm feilschen zu wollen; aber wie das ausgeht, dafür muss heute nicht mehr jedermann nach Salzburg fahren. Anstatt unsere eigene menschliche Bedingtheit zu verweigern, gilt es der Endlichkeit endlich mehr Platz im Leben zu lassen. Worauf es ankommt, ist eine Kultur der Sterbebegleitung, denn der Tod ist nichts Gefährliches. Nicht zu wissen, wie man mit ihm umgeht, das ist das eigentlich Beunruhigende in einer Gesellschaft, die verlernt hat, Leid Raum zu geben.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: John Barry
Bearbeiter/Bearbeiterin: Nic Raine (Arr.)
Album: KUSCHELKLASSIK 3 - MUSIK FÜR DIE KLASSISCHEN MOMENTE / CD 2
Titel: Thema aus dem Film "Indecent Proposal / Ein unmoralisches Angebot" (Beginn der Instrumentalsuite von "Indecent Proposal"/ "Ein Unmoralisches Angebot )
Orchester: The City of Prague Philharmonic
Leitung: Nic Raine
Länge: 04:42 min
Label: Sony 491888 2 (2 CD)

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