Ein Stuhl steht auf einem Friedhof zwischen Grabsteinen

APA/GEORG HOCHMUTH

Gedanken für den Tag

"Abschied und Ankommen" von Ida Maria Jaritz, Lehrerin

Der Tod ist meiner Meinung nach kein Cowboy, der mit rauchendem Revolver im Anschlag durch die Steppe galoppiert, er ist kein hasserfüllter Terrorist und kein zu ignorierender Störenfried, den es zu beseitigen gilt. Der Tod ist für mich ein Gärtner. Nicht weil ich ihn für einen Mörder halte, oder unverbesserlicher Reinhard Mey-Fan wäre, nein. Alles begann damit, dass ich an einem verregneten Valentinstag ein völlig überfülltes Blumengeschäft mit dem letzten Strauß dunkelroter Rosen in der Hand verließ und mir dafür von allen Seiten Todesblicke einfing. Passend betrat ich doch kurz darauf mit eben diesen Rosen eine Aufbahrungshalle.

Die Menschen standen, wie im Blumengeschäft, dicht gedrängt. Es war in diesem Moment, in dem sich für mich das Bild des Todes als Gärtner ergab. Ich habe mir vorgestellt, dass die Halle auch ein Blumenladen ist und all die Menschen darin Blumen und Gewächse. Ein dicker Mann nahe dem Eingang: ein Bonsai-Bäumchen, seine Frau mit der auffälligen Frisur und den adrigen Händen eine Orchidee. Eine wie aufgereiht sitzende Familie mit zwei Kindern in den hinteren Bänken, Buchsbäumchen.

Plötzlich war es für mich gar nicht mehr so schlimm, am Valentinstag ein Begräbnis zu feiern. Immerhin verstand ich, feierten auch wir, die wir hier alle in Trauerkleidung zur Verabschiedung kamen, die Liebe, die, die auch über den Tod hinaus geht. Und dieser Tag hat meine Vorstellung vom Tod, vom Leben und vom Sterben, sehr geprägt.

Der Tod ist für mich ein Gärtner, der im Garten des Lebens dafür sorgt, dass alles blüht und was verwelkt, nicht verloren geht. Er geht umher, gräbt um, zupft zurecht, schneidet ab und bewässert, wo notwendig. Er hegt und pflegt und kümmert sich bis zuletzt und darüber hinaus. Ich will nicht so weit gehen und sagen, dass der Tod das blühende Leben ist, aber in meiner Vorstellung trägt er einen großen Teil dazu bei.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Ennio Morricone
Bearbeiter/Bearbeiterin: Fred Nardin (Arr.)
Bearbeiter/Bearbeiterin: Stefano Di Battista (Arr.)
Gesamttitel: Morricone Stories
Titel: Deborah's theme/instr. / aus dem Film "Once upon a time in America" / "Es war einmal in Amerika"
Solist/Solistin: Stefano di Battista /Saxophon m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Frédéric Nardin /Piano
Ausführender/Ausführende: Daniele Sorrentino /Bass
Ausführender/Ausführende: André Ceccarelli /Drums
Länge: 03:43 min
Label: Warner Music International 0190295044251

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