Dostojewski auf einem Buchcover

C.H. BECK

Gedanken für den Tag

"Kämpfer gegen das Nichts" - Zum 200. Geburtstag von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij von Christian Rathner, Journalist und Filmemacher

Am 4. Oktober 1866 kauft Anna Grigorjewna Snitkina Bleistifte und eine Aktentasche. Sie hat ihren ersten Arbeitsauftrag als Stenotypistin. Der bekannte Schriftsteller Dostojewskij möchte ihr einen Roman diktieren. Dostojewskij schuldet seinem Verleger einen ganzen Roman. Den muss er innerhalb von vier Wochen abliefern.

Anna erlebt die Entstehung des Buches an der Quelle mit. Über die spielsüchtige Gesellschaft in einem fiktiven Ort, namens Roulettenburg, über eine verzweifelte Liebe zu einer Frau namens Polina und über einen stattlichen, aber mittellosen General, der eine Erbschaft in Aussicht hat - bis die Erblasserin fröhlich am Ort des Geschehens eintrifft und ihr Vermögen im Casino lässt.

Als der Roman fertig ist, schildert Dostojewskij seiner Stenographin die Idee für ein neues Buch. Die Hauptfigur darin ist ein alternder, kränklicher Schriftsteller, der Dostojewskij ähnelt: der frühe Verlust des Vaters, eine zehnjährige Trennung von der Kunst durch verhängnisvolle Umstände, der Tod seiner ersten Frau. Anna hat längst begriffen, was gespielt wird, als er sie fragt, ob sie einen solchen Menschen lieben könne.

Das jungvermählte Paar macht sich bald auf zu einer langen Reise nach Westeuropa. Dort erlebt sie, dass der feinfühlige Autor des Romans "Der Spieler" selbst einer ist. Manchmal gewinnt er, viel öfter aber geht es daran, wieder einen Mantel oder ein Kleid zum Pfandleiher zu tragen, wenn er weinend nach Hause kommt.

"Vulkanisch ist er, vulkanisch darum seine Helden", schrieb Stefan Zweig über Dostojewskij. Seine Frau Anna verstand. Sie hielt zu ihm, begleitete ihn, verurteilte ihn nicht - bis es ihm gelang, das Spielen sein zu lassen. In ihren Erinnerungen wird deutlich, wie froh sie am Ende trotz allem war, als junge Frau alles auf eine Karte gesetzt zu haben.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota/1911-1979
Vorlage: Leo Tolstoj/1828-1910
Album: NINO ROTA: ORCHESTERWERKE VOL.2 - Grazioli/Orch.Sinf. di Milano G.Verdi
* Momento musicale - 2.Satz (00:01:30) - tw. 2x gespielt
Titel: Suite aus dem Film "War and peace" / "Guerra e pace" / "Krieg und Frieden"
Orchester: Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi
Leitung: Giuseppe Grazioli
Länge: 01:30 min
Label: Decca/Universal 4810394 (2 CD)

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