Radiokolleg - Lexikon der österreichischen Popmusik

18. November 2021, 09:45

Buntspecht: die Seiltänzer der Szene
Von "Phänomenen" spricht man in der Musikbranche gerne - aber Buntspecht sind tatsächlich eines. Wer hätte einer Indie-Band mit einer schrägen Mischung aus Bossa Nova, Wienerlied, Klezmer, Barden-Punk und Kammer-Folk, mit nasalem Gesang und offensiv poetischen Texten und ohne jede erkennbare kommerzielle Note zugestanden, einmal an der Spitze der österreichischen Charts zu stehen? Genau das ist dem Sextett aus Wien mit ihrem vierten Album anno 2021 gelungen.

Gegründet wurde Buntspecht 2016, rasch machte man sich einen Namen über die Stadtgrenzen hinaus. Ein wesentlicher Moment für das Bandgefüge war, als die Kernformation Lukas Klein (Gitarre, Gesang), Jakob Lang (Kontrabass) und Florentin Scheicher (Melodica) auf den tschechischen Geiger Lukas Chytka traf, der sie mit Gipsy Swing konfrontierte. Dazu stießen nach einem Wohnzimmerkonzert der Saxophonist und Flötist Roman Geßler und der Schlagzeuger Florian Röthel. Ihre ersten Aufnahmen erfolgten - teils in Unterhosen - in einem improvisierten Studio in einer Gartenhütte. Mit dem Debutalbum "Großteils Kleinigkeiten" erreichte man bereits Fans auch in Deutschland und der Schweiz. Die Produktivität von Buntspecht lässt sich aber nicht nur an der Zahl ihrer Veröffentlichungen ablesen - das Kollektiv ist auch live intensiv unterwegs, dreht wie am Fließband Musikvideos und sprüht vor Experimentierlust und Ideen.

Die Eigenkategorisierung der Band bleibt eine romantisch-hippieske. Sie lautet: "Buntspecht sind sechs betrunkene Seiltänzer aus Wien, die Kinderlieder schreiben. Kinderlieder für alle Er- und Entwachsenen da draußen. Alles soll. Alles darf. Alles muß!" Es ist noch einiges von dieser raffinierten Gauklertruppe zu erwarten.
Gestaltung: Walter Gröbchen

Service

Links:
Buntspecht
https://fm4.orf.at/stories/3015862/

Kostenfreie Podcasts:
Radiokolleg - XML
Radiokolleg - iTunes

Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Walter Gröbchen