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Vom Leben der Natur
Gestresste Gämsen, verbrannter Wald
Die Wildtierbiologin Ursula Nopp-Mayr erforscht Störereignisse, die sich negativ oder positiv auf Tiere und Pflanzen auswirken.
Teil 4: Elefant und Maus
Gestaltung: Maria Harmer
25. November 2021, 08:55
Ein Rehkitz, das sein Säugen jäh unterbricht, ein Schneehuhn, das nach einer kräfteraubenden Flucht verendet, ein Waldboden, auf dem nach einem Brand wieder junges Grün sprießt und ein Hang, der nach einer Mure sein Aussehen total verändert. Sie alle haben eines gemeinsam: ein Störereignis.
Störereignisse sind aus der Sicht der Wissenschaft weder gut noch schlecht, sondern neutral zu betrachtende und zu untersuchende Ereignisse. Die Definition sei allerdings sehr heterogen und hänge vom jeweiligen Standpunkt ab, hält Ursula Nopp-Mayr vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU Wien fest. Unbestritten sei, dass es eine Vielzahl von Störereignissen in der Natur gäbe, die sich sehr unterschiedlich auf die Tiere und Pflanzen auswirke. Waldbrände und Lawinen zählen dazu ebenso wie Prädatoren und der Mensch.
Insbesondere der Mensch spielt in der Störungsbiologie eine besondere Rolle. Durch Bodenversiegelung in Form von Straßen, Schiliften und Siedlungen werde der Lebensraum der Tiere nicht nur quantitativ eingeschränkt, sondern auch qualitativ verändert und zersplittert, sagt die Wildtierbiologin. Der Mensch sei omnipräsent, die Störung rund ums Jahr gegeben. Die Tiere hätten eine "Landschaft der Furcht" erstellt und suchen Rückzugsgebiete.
Im Winter können diese durch den Menschen verursachten Störungen für Wildtiere tödlich enden: Einige Arten senken ihre Körperfunktionen auf ein Mindestmaß ab, durch eine Störung steigt zum Beispiel bei Gämsen der Energieverbrauch auf bis den zehnfachen Wert - eine Anforderung, der einige Individuen nicht gewachsen sind. Auch durch Schneeschuh- oder Tourengeher aufgescheuchte Hirsche, Rehe, Schneehasen und Schneehühner überleben die oft pittoresk anzusehende Flucht häufig nicht.
Ursula Nopp-Mayr zeigt die breite Palette von Störereignissen und ihre positiven wie negativen Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen auf und plädiert in Bezug auf den Menschen als "Störfaktor" für ein umsichtiges und rücksichtsvolles Verhalten in der Natur.
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GESPRÄCHSPARTNERIN:
Univ.-Prof.in DI Dr. Ursula Nopp-Mayr
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft