Johannes Gustavsson

ANNA HULT

Das Ö1 Konzert

Grieg, Sibelius, Beamish, Nielsen

Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks, Dirigent: Johannes Gustavsson; Janine Jansen, Violine; Martin Fröst, Klarinette. Edvard Grieg: Im Hochzeitshof (Vorspiel zum ersten Akt des Schauspiels "Peer Gynt" op. 23 Jean Sibelius: Der Barde op. 64 Sally Beamish: "Distans" - Doppelkonzert für Violine und Klarinette (Uraufführung) * Carl Nielsen: Symphonie Nr. 1 g-Moll op. 7 (aufgenommen am 21. Mai in der Berwaldhalle, Stockholm). Präsentation: Peter Kislinger

Doppelkonzert für Violine und Klarinette

Die britische Komponistin Sally Beamish komponierte ihr Konzert für Violine und Klarinette "Distans" (Distanz, Abstand) für die niederländische Geigerin Janine Jansen und den schwedischen Klarinettisten Martin Fröst. So finden sich Anklänge an Volksmusik sowohl aus den Niederlanden, aus Schottland und Schweden: Kuhhörner, Hirtenrufe und die Nyckelharpa (Schlüsselharfe oder Schlüsselfidel). Aber, so Beamish: "Was ursprünglich als eine Erkundung von Musik aus drei Ländern geplant war, wurde schließlich zu einem Ausdruck von Sehnsucht - in einer Zeit, in der viele von uns Menschen, die wir lieben, nicht treffen durften." Das Konzert reflektiere "nun das Wechselspiel von Zusammengehörigkeit und Isolation, das so viele 2020 wegen der COVID-19 Lockdowns erlebten." Das Doppelkonzert war ein gemeinsamer Auftrag des Schwedischen Radio-Sinfonieorchesters, des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, des London Symphony Orchestra und des Oslo Philharmonic.


Ätzende Satire, hübsche Musik

Henrik Ibsen schrieb "Peer Gynt" als Satire auf den Liberalismus des 19. Jahrhunderts. Peer Gynt ist ein Zyniker, der zu allem bereit ist, solange sich daraus Geld machen lässt. Die Uraufführung der Bühnenfassung fand 1879 in Christiania (dem heutigen Oslo) statt - mit Musik von Edvard Grieg. Das Vorspiel, Bryllupsgården (Im Hochzeitsgarten), ist zu einem beliebten eigenständigen Konzertstück geworden.


Enigmatische Tondichtung

An der enigmatischen Tondichtung "Der Barde" arbeitete Jean Sibelius 1913. Schlichte Motive in den Klarinetten und in der Harfe, dann in den Bratschen, entwickeln sich zu Themen, die an sein Streichquartett "Voces intimae" (1910) erinnern, die Stimmung und die sparsame Instrumentation lassen auch an seine 1911 vollendete 4. Symphonie denken, ebenso der kurze leidenschaftliche Aufschwung und das Zurücksinken in resignative Stille.


Wie ein mit Dynamit spielendes Kind

Carl Nielsens 1. Symphonie entstand 1891 und 1892, nachdem er in Deutschland eine Aufführung von Beethovens Symphonie Nr. 5 erlebt hatte. Der 26-Jährige war von Beethovens konzentrierter Verwendung eines extrem kurzen Motivs überwältigt. Im Tagebuch notierte er: "Man könnte glauben, dieses Werk sei vom Himmel gefallen." Nielsens Symphonie fängt mit einem ähnlich markanten Motiv an. Nicht von ungefähr hat Nielsen dem Satz die Charakterbezeichnung "orgoglioso" verpasst - das italienische Wort für "stolz". Das Anfangsmotiv erinnert an die Eröffnungstakte der "Orgie der Briganten", dem Finale der Symphonie "Harold in Italien" von Hector Berlioz. "Wie ein Kind, das mit Dynamit spielt", so empfand das Werk der damals einflussreichste Kritiker Kopenhagens die explosiven Anfangstakte dieses erstaunlichen Symphonieerstlings. Die Symphonie steht offiziell in g-Moll. Klassisch gebaute Werke, so die Erwartung, müssten sich im Finale auf G-Dur zubewegen. Nielsen biegt allerdings - stolz, eigenwillig, trotzig - in C-Dur ein. Nielsen hatte sogar daran gedacht, das Werk "Symphonie in C-Dur" zu nennen. Ein englischer Musikwissenschaftler spricht von "der technischen Entsprechung eines angeborenen Abenteuersinns und Nielsens Weigerung, sich von Regeln einengen" zu lassen. Der englische Nielsen-Kenner und Komponist Robert Simpson meinte, bereits im Erstling zeige sich Nielsens charakteristisches kompositorisches Mittel: die "progressive Tonalität". Die gesamte Symphonie sei ein Kampf gegen das von der Tradition geforderte G-Dur. Nur zweien seiner sechs Symphonien hat Nielsen keinen Titel gegeben - dieser ersten und der etwa 30 Jahre später entstandenen 5. Symphonie.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Edvard Grieg/1843 - 1907
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Henrik Ibsen/1828 - 1906
Gesamttitel: PEER GYNT op.23 - Bühnenmusik zu Ibsens gleichnamigen Schauspiel/1.Tl
Titel: Nr.1 Im Hochzeitshof - Vorspiel zum 1.Akt
Orchester: Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks
Leitung: Johannes Gustavsson
Länge: 05:30 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Jean Sibelius/1865 - 1957
Titel: Der Barde op.64 - Tondichtung für Orchester
Orchester: Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks
Leitung: Johannes Gustavsson
Länge: 08:40 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Sally Beamish / *1956
T`"Distans" - Doppelkonzert für Violine und Klarinette (Uraufführung)
* Calling (Rufend) - 1. Satz
* Echoing (Nachhallend, widerhallend, erinnernd) - 2. Satz
* Journeying (Unterwegs) - 3. Satz
Solist/Solistin: Janine Jansen / Violine
Solist/Solistin: Martin Fröst / Klarinette
Orchester: Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks
Leitung: Johannes Gustavsson
Länge: 29:00 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Carl Nielsen/1865 - 1931
Titel: Symphonie Nr.1 op.7 in g-Moll
* Allegro orgoglioso - 1.Satz
* Andante - 2.Satz
* Allegro comodo - 3.Satz
* Allegro con fuoco - 4.Satz
Orchester: Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks
Leitung: Johannes Gustavsson
Länge: 32:50 min
Label: EBU

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