Wasserwirbel

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Salzburger Nachtstudio

"Gaslighting" - Feindliche Übernahme der Wahrnehmung Anderer

"Gaslighting" - Feindliche Übernahme der Wahrnehmung Anderer. Gestaltung: Michael Reitz

Als "Gaslighting" bezeichnet man in der Psychologie eine Spielart des krankhaften bis aggressiven Narzissmus: Einer Person wird geschickt und beharrlich die Fähigkeit zur eigenen Urteilsbildung abgesprochen, solange, bis derjenige, der das tut, als der eigentlich kompetente Mensch anerkannt wird. Der springende Punkt dabei ist, dass der Akteur selbst Schritte unternimmt, um seinem Gegenüber dessen Unfähigkeit vor Augen zu führen.

Entstanden ist der Begriff "Gaslighting" durch den US-amerikanischen Kriminalfilm "Gaslight" (USA,1944), in dem ein Ehemann (gespielt von Charles Boyer) seine Frau (verkörpert von Ingrid Bergman) unter anderem dadurch verrückt macht, dass er in ihrer Abwesenheit die Gasflamme des Herdes aufdreht und ihr unterstellt, sie habe vergessen, sie abzuschalten - solange, bis sie selbst an ihre Unfähigkeit glaubt. Was als bekanntes Phänomen unter Ehepaaren gilt, ist in den letzten Jahren auch in der Politik und in der Wirtschaft zu beobachten, eine Reihe neuerer wissenschaftlicher Publikationen spricht jedenfalls davon. Als Paradebeispiel gilt hier Donald Trumps Politik der angeblichen "Fake News" oder "alternativen Fakten": Dem Gegner wird Fehlwahrnehmung unterstellt und geraten, da er die falschen von den echten Tatsachen und Nachrichten nicht unterscheiden könne, die alleinige Deutungsmacht Trump und seinem Stab zuzusprechen - wobei der ehemalige US-Präsident hier nur ein Einzelfall ist, denn praktisch alle autoritären bis totalitären Systeme in Politik, Wirtschaft und Kultur gehen so vor.

Ein Salzburger Nachtstudio von Michael Reitz

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